Eldorádó

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Murillo
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Eldorádó

Beitrag von Murillo »

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Eldorádó

Ungarn 1988
Regie: Géza Bereményi
Darsteller: Károly Eperjes, Judit Pogány, Enikõ Eszenyi

Handlung: Ungarn nach dem 2. Weltkrieg: Der Geschäftsmann Sándor Monori (Károly Eperjes) hält seine Familie mit zwielichtigen Geschäften über Wasser, welche er auf dem Wochenmarkt betreibt, und steigt dabei zu einer festen Größe in der Budapester Unterwelt auf. Er macht dabei die Erfahrung, dass er alles und jeden mit Geld auf seine Seite bringen kann. Die Beziehung zu seiner Familie geht jedoch immer mehr in die Brüche. Nur zu seinem Enkel hat er ein sehr gutes Verhältnis und formt diesen in den folgenden Jahren nach seinen ganz eigenen Vorstellungen. Als die Kommunisten im Land zunehmend die Kontrolle übernehmen, gerät Sándor Monori auch geschäftlich immer weiter unter Druck. Wird es ihm gelingen, sein Geschäft und seine Familie vor dem Untergang zu bewahren...?


Als ich diesen Film das erste mal sah, lief er im ungarischen TV auf irgendeinem Nischensender im Nachtprogramm. Leider gab es keine Untertitel, so dass es sehr schwierig war, der Handlung zu folgen. Allerdings hat mich die Bildkomposition des Films damals schon so sehr beeindruckt, dass ich mir vorgenommen hatte, den Film noch einmal richtig (also komplett und mit englischen oder deutschen Untertiteln) aufzutreiben. Allerdings war es dann sehr schwierig, an den Film ranzukommen. Letzten Endes gelang es mir aber dann glücklicherweise doch noch, die DVD-Fassung mit den englischen Untertiteln aufzutreiben. Und die Jagd nach diesem verlorenen Schatz hat sich allemal sehr gelohnt.

Károly Eperjes ist hier absolut überragend, ebenso wie die bereits angesprochene Qualität der Bildkomposition. Insbesondere die Einstellung mit dem Luftballon im Hinterhof des Krankenhauses (wer den Film gesehen hat, wird wissen, welche ich meine) hat mich sehr beeindruckt.
Der einzige Punkt, der mich ziemlich gestört hat war, dass die letzte halbe Stunde des Films in schwarz-weiß gezeigt wurde, ohne dass es dafür irgendeine sinnvolle Erklärung gab. Das könnte aber auch ein Fehler der DVD gewesen sein.

Fazit: Unbekannte und total unterbewertete ungarische Filmperle mit großartiger Cinematographie und einem überragenden Károly Eperjes in der Hauptrolle.


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Detlef P.
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Re: Eldorádó

Beitrag von Detlef P. »

Ich weiß, dass wir mal über den Film gesprochen hatten, als Du ihn mal teilweise gesehen hattest.
Bis dato kannte ich den tatsächlich gar nicht.
Den musst Du mir mal irgendwann geben, wenn der so schwer zu finden ist.
Setze den jetzt mal auf meine Liste, da er bisher tatsächlich nicht drauf stand.


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Murillo
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Re: Eldorádó

Beitrag von Murillo »

Murillo hat geschrieben: Mi 24. Feb 2021, 13:15 Der einzige Punkt, der mich ziemlich gestört hat war, dass die letzte halbe Stunde des Films in schwarz-weiß gezeigt wurde, ohne dass es dafür irgendeine sinnvolle Erklärung gab. Das könnte aber auch ein Fehler der DVD gewesen sein.
Endlich kann ich dieses Rätsel lösen und die Erklärung exklusiv im deutschsprachigen Film-Feuilleton präsentieren.

Vor Kurzem viel mir beim Zappen durch das ungarische Fernsehprogramm auf, dass die letzte halbe Stunde von "Eldorádó" dort ebenfalls in schwarz-weiß gezeigt wurde. Da war mir klar, dass es sich mit höchster Wahrscheinlichkeit nicht um einen Fehler bei der DVD-Fassung, sondern um ein bewusst gewähltes Stilmittel handelt.
Die Erklärung ist, dass mit der Ausbreitung des kommunistischen Regimes in Ungarn eine farblose Tristesse Einzug in den Alltag der Ungarn gehalten hat. Die entsprechende Quelle findet Ihr hier


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Detlef P.
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Re: Eldorádó

Beitrag von Detlef P. »

Wie gut, dass wir alle ungarisch können und daher überprüfen können, was Du hier behauptest :mrgreen:

Aber cool!
Das erinnert mich an den Film "Und morgen war Krieg", wo es ähnlich gemacht wurde.


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