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Die Truman Show

Verfasst: Do 11. Mär 2021, 13:55
von Detlef P.
Bild

USA, 1998
Regie: Peter Weir
Darsteller: Jim Carrey, Laura Linney, Natascha McElhone, Ed Harris, Noah Emmerich, Paul Giamatti

"Die Truman Show ist seit beinahe dreißig Jahren ein TV-Klassiker auf der ganzen Welt. Seit seiner Geburt ist Truman Burbank (Jim Carrey) der Hauptdarsteller der Serie – ohne es überhaupt zu wissen. Produzent Christof (Ed Harris) entwarf eine künstliche Welt, genannt Seahaven, in der Truman von über 5.000 Kameras 24 Stunden am Tag bei fast jeder Kleinigkeit beobachtet wird.

Um die Fassade nicht zum Einstürzen zu bringen, sind seine Frau, Freunde und Verwandte allesamt Schauspieler. In Folge 10.909 kommt es jedoch zu diversen versehentlichen Vorfällen die Truman misstrauisch werden lassen. Obwohl Schauspieler und Produzenten alles daran setzen Truman wieder in Zaum zu halten, lässt sich dieser nicht davon abhalten nach Ungereimtheiten zu forschen. Sein Streben nach einer echten Welt wird immer stärker, er plant seinen Ausbruch." (www.moviepilot.de)

Wiedermal so ein Film, bei dem ich wirklich nicht glauben konnte, dass der bisher niemals in unserem Filmbereich vorgestellt wurde.
Ich hätte schwören können hier schon etwas zu gelesen und auch geschrieben zu haben.
Dies ist, meiner Ansicht nach, einer der wenigen Filme, die ihrer Zeit völlig voraus waren.
Wer hätte sich damals, vor über 20 Jahren, ausmalen können, wie die Medienwelt heute aussieht.
Wenn man dann mal einen Blick darauf wirft und mit der Fiktion aus diesem Film vergleicht, kann man nur staunen, wie prophetisch sich das großartige Drehbuch eines Andrew Niccol bereits kurz nach Erscheinen des Film herausstellen sollte.
Denn direkt zu Beginn der 2000er Jahre machte das Fernsehen mit der allerersten Staffel von "Big Brother" einen ersten, kleinen Schritt in diese Richtung.
Und wie wir alle wissen, braucht man immer nur einen kleinen Vorreiter, einen "Präzedenzfall" und das Eis ist gebrochen.
Ich möchte jetzt gar keine Kritik an der Entwicklung der Medienwelt anbringen, weil das auch gar nicht hierhergehört.
Stattdessen möchte ich einfach die durch und durch brillante Satire loben, die in diesem kleinen Meisterstück des 90er Jahre Kinos steckt.
Dies wird von der präzisen aber zurückhaltenden Regie und den tollen Darstellern untermalt.
Viele hätten damals Carrey so eine Rolle wohl niemals zugetraut. Mich hat es nicht gewundert, dass er das konnte.
Man hatte auch schon in seinen Blödelfilmen gesehen, dass er tatsächlich ein wirklich guter Schauspieler ist.
Laura Linney ist sowieso eines der unterschätztesten Talente in Hollywood. Was die Frau leistet und wo sie schon überall dabei war, haben viele gar nicht richtig auf dem Schirm.
Ed Harris, ein grandioser Charakterdarsteller, der hier als despotischer Diktator der Truman-Welt absolut alles gibt und eine der besten Rollen seiner Karriere spielt. Und das, obwohl er in allerletzter Sekunde für Dennis Hopper eingesprungen ist.
Sie alle unterstreichen perfekt die geniale Entblößung des puren, stumpfsinnigen Voyeurismus, der hier so absurd wie herausragend illustriert wird und jeden, der sich diesen Film - besonders in der heutigen Zeit - ansieht, zum Nachdenken über den eigenen Medien- und TV-Konsum anregen sollte.

Re: Die Truman Show

Verfasst: Do 11. Mär 2021, 14:11
von Murillo
Waaas, ich fasse es nicht, dass wir den Film hier noch nicht hatten... :surpr1:

Den hatte ich damals auf VHS und ziemlich häufig gesehen. Eigentlich hätte ich ihn in dieser Diskussion hier erwähnen müssen, habe das aber genau so verpeilt, wie die Gelegenheit, den in den 16 Jahren des Bestehens dieses Forums mal hier vorzustellen.
Ich weiß gar nicht mehr, warum ich den Film so oft gesehen habe. Die Story war glaube ich ähnlich, wie bei meinem ersten DVD-Spieler und der DVD zu "Fight Club". Ich hatte irgendwann meinen eigenen Videokassettenspieler im Zimmer (voll der Luxus zu der Zeit, wir reden hier vom Ende der 90er Jahre) und ungefähr zur selben Zeit diese Kassette geschenkt bekommen.
Hätte man mich ca im Jahr 2000 nach meinen Lieblingsfilmen oder nach den "besten Filmen aller Zeiten" gefragt, hätte ich den Film ganz sicher mit aufzählt.
Und gerade dadurch, dass ich ihn damals so häufig gesehen hatte, war er immer so eine Art Feelgood-Movie für mich, und das trotz des armen Schicksals des Hauptcharakters. Die Kulissen, die Fahrzeuge, die Charaktere, die Musik von Mozart und Philip Glass. All das habe ich mir immer wieder total gerne angesehen.
Auch war ich damals schon unglaublich beeindruckt von der schauspielerischen Leistung Jim Carreys, den ich so etwas nach "Ace Ventura" eigentlich überhaupt nicht zugetraut hatte. Und natürlich auch von Ed Harris. Lustig, ich wusste gar nicht, dass Dennis Hopper den Part spielen sollte. Das hätte vielleicht auch ganz gut funktioniert, aber Harris war hier schon absolute Weltklasse.

Re: Die Truman Show

Verfasst: Do 11. Mär 2021, 14:29
von Detlef P.
Stimmt, ich erinnere mich, dass Du das Video damals hattest.
Ich weiß noch, dass ich beim ersten Mal tatsächlich ein bisschen enttäuscht von dem Film war, weil ich eigentlich sehen wollte, wie Truman in die reale Welt kommt und mit der Situation überfordert ist und sich erst zurecht finden muss.
Quasi eine "Fish-out-of-Water"-Story, wie sie zur selben Zeit mit Filmen wie "Pleasantville" und "Eve und der letzte Gentleman" in ähnlicher Weise in den Kinos gezeigt wurden.
Dass der Film dann an genau an dem Punkt aufhörte, fand ich damals schade und auch, dass er insgesamt gar nicht so witzig war, obwohl Carrey mitspielte (obgleich ich wusste, dass es keiner seiner Blödelfilme war).

Erst später erkannte ich die wirkliche Brillanz hinter diesem Meisterwerk, obwohl ich ihn lediglich damals in jungen Jahren zweimal innerhalb kurzer Zeit und danach (bis auf kurze Ausschnitte im Fernsehen) nie wieder gesehen habe.
Der Film blieb mir jedoch trotzdem sehr stark im Gedächtnis hängen.

Re: Die Truman Show

Verfasst: Do 11. Mär 2021, 14:40
von Murillo
Detlef P. hat geschrieben: Do 11. Mär 2021, 14:29 Ich weiß noch, dass ich beim ersten Mal tatsächlich ein bisschen enttäuscht von dem Film war, weil ich eigentlich sehen wollte, wie Truman in die reale Welt kommt und mit der Situation überfordert ist und sich erst zurecht finden muss.
Wäre eigentlich gutes Material für eine Fortsetzung gewesen. :lol:

Den Begriff "Fish-out-of-Water-Story" kannte ich nich gar nicht. Hast Du Dir das ausgedacht, oder ist das ein Fachbegriff für Filme, in denen ein Charakter aus der ihm Bekannten Umgebung entkommt/entlassen wird und sich dann irgendwie selbst zurechtfinden muss?
Passt auf jeden Fall ganz gut.
Als solche Filme würde ich dann z.B. auch "Die Verurteilten", "Matrix", "Trainspotting", "Gesprengte Ketten" und ein paar andere betrachten. :mrgreen:
Tja, "Truman Show" ist das eben nicht, was ich aber auch nicht so schlimm finde.

Re: Die Truman Show

Verfasst: Do 11. Mär 2021, 14:54
von Detlef P.
Den Begriff gibt es im englischsprachigen Raum tatsächlich:
https://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/ ... OutOfWater

Bei "Trainspotting" wundere ich mich ein bisschen. Die sind doch alle sehr in ihrer gewohnten Umgebung.
Die anderen Filme passen halbwegs :mrgreen:

Lass uns doch einfach Teil 2 schreiben und an Michael Bay oder so verkaufen :lach:

Re: Die Truman Show

Verfasst: Do 11. Mär 2021, 15:12
von Murillo
Detlef P. hat geschrieben: Do 11. Mär 2021, 14:54 Bei "Trainspotting" wundere ich mich ein bisschen. Die sind doch alle sehr in ihrer gewohnten Umgebung.
Die anderen Filme passen halbwegs :mrgreen:
Das kann ich erklären:
Mark Renton lebt mit seinen Junkie-Freunden in Edinburgh.
Nachdem der Entzug beim 3.Versuch endlich geklappt hat (Äquivalent zu der Szene, in der Truman durch die Tür im Himmel hindurchtritt), lebt er clean in London und nimmt einen Job als Immobilienmakler wahr.

Re: Die Truman Show

Verfasst: Do 11. Mär 2021, 15:33
von Detlef P.
Ah, o.k.!
Ja stimmt, er ist ja vor dem Finale schon mal abgehauen.
Ja, meinetwegen. Obwohl sich die Geschichte nicht konkret darum dreht, kommt das Element auf jeden Fall drin vor... :cityofgod: :respect:

Re: Die Truman Show

Verfasst: Fr 12. Mär 2021, 07:51
von Damien3
EIne "Fish out of water" Fortsetzung müsste ja beinhalten das er stirbt?
Egal. Cooler Film.
Ich habe ihn tatsächlich nur 2 mal gesehn vor 20 Jahren....ich mal WIEDER RAN!!!!!

Re: Die Truman Show

Verfasst: Fr 12. Mär 2021, 11:43
von Detlef P.
Das mit "Fish out of Water" ist nicht zu 100% wörtlich zu nehmen... :mrgreen: