Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt
Verfasst: Mi 31. Mär 2021, 16:59
UK/USA, 1979
Regie: Ridley Scott
Darsteller: Sigourney Weaver, Tom Skerritt, Veronica Cartwright, Harry Dean Stanton, Ian Holm, Yaphet Kotto, John Hurt
"Der Raumfrachter Nostromo ist in den unendlichen Weiten des Alls unterwegs, um Rohstoffe zur Erde zu transportieren. Auf dem Heimweg empfängt „Mutter“, der Schiffscomputer, einen Notruf und weckt die sieben Mann starke Besatzung aus dem Kryoschlaf, um die Ursache zu erforschen. Auf dem Planeten LV-426 wird die Besatzung fündig und erkundet ein außerirdisches Raumschiff, von dem das Signal ausgeht. Im Innern findet der 1. Offizier Kane (John Hurt) eine Halle, die von riesigen Eiern gesäumt ist. Kurz darauf wird er von einem lebenden Organismus angefallen. Zurück auf der Nostromo ahnen die Kameraden jedoch nicht, dass sie dadurch ein gefährliches Monster mit an Bord gebracht haben, das sich die Mannschaft einen nach dem anderen zur Brust nimmt…" (www.moviebreak.de)
Bevor ich etwas zu dieser herausragenden Symbiose aus Science-Fiction und Horror etwas schreibe, noch kurz etwas in eigener Sache.
Ich finde es absolut großartig und auch sehr hilfreich - und wer bitte würde das nicht - dass in Deutschland der extrem komplizierte und sehr sehr lange Originaltitel "Alien" so kurz, knapp und bündig mit dem Zweittitel "Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt" erklärt wurde, da ja genau diese Aussage überhaupt gar nicht in dem Begriff "Alien" enthalten ist und der Zuschauer beispielsweise denken könnte, es handele sich hierbei um einen weiteren Film der Alien... äh Allan Quartermain-Abenteuerreihe oder es sei ein Werbespot für Waschmittel und die hätten sich bei "Ariel" nur leicht verschrieben.
Freuen Sie sich außerdem noch auf die zwei Fortsetzungen "Ariel Color" und "Ariel Futur", also bleiben Sie dran!
Oh, hoppla, hatte ausversehen noch den Ironiemodus eingeschaltet. Den mache ich kurz mal aus...
[/Ironiemodus]
So, jetzt zum eigentlichen Film!
Dieser ist in mehrerer Hinsicht ein Geniestreich, eine Erneuerung, sowie ein absoluter Vorreiter gewesen.
Selbstverständlich war die Idee, einen Film über ein böses Alien zu machen, dass eine Raumschiff-Crew angreift und dezimiert, zum Entstehungszeitpunkt des Films keinesfalls mehr neu und sogar bereits ein uralter Hut.
Was macht diesen Film also so besonders?
Zum einen die clevere Entscheidung, Darsteller zu engagieren, die - zumindest zum damaligen Zeitpunkt - noch völlig unbekannt waren, sodass man als Zuschauer nicht wusste oder erahnen konnte, wer am Ende überleben würde.
Heute ist das hinfällig, da es mittlerweile zig Fortsetzungen gibt und Sigourney Weavers Ripley längst als die erste richtige Actionheldin in die Filmgeschichte eingegangen ist.
Dies bringt uns zugleich zum nächsten Punkt. "Alien" war tatsächlich der erste Film, in dem eine Frau am Ende diejenige sein darf, die es schafft, das Böse ganz alleine zu besiegen. Damit ebnete sie den Weg für etliche andere starke Frauenrollen, die danach immer häufiger in Hollywood entwickelt wurden.
Ursprünglich war Ripley tatsächlich als Mann angelegt und wurde Paul Newman angeboten, der aber ablehnte. Danach kam man dann auf die Idee, dass es doch auch eine Frau sein könnte, die hier über sich hinauswächst, da in der Zukunft die Gleichstellung von Frauen und Männern bestimmt fortgeschritten sei und Sigourney Weaver, die damals noch am Theater tätig war, wurde besetzt.
Das Geheimnis hierbei ist, dass sie Ripley nicht übertrieben taff oder machomäßig spielt, als müsste sie zeigen, dass sie genau so sehr den Macker raushängen lassen kann, wie jeder andere Actionstar.
Sie spielt Ripley als intelligente Person. Sie überlegt, bevor sie etwas tut und rennt nicht einfach drauf los.
Dabei ist sie jedoch, ebenso wie die anderen Crewmitglieder, völlig von der Situation überrascht und auch zum Teil überfordert, was sie aber ebenfalls zeigen darf.
Und das ist das eigentliche Geheimnis. Sie spielt Ripley menschlich. Sie ist kein Klischee, dass mit lockeren Sprüchen und fetten Wummen herumhantiert, sondern ein ganz normaler Mensch, der versucht aus dieser gefährlichen Situation herauszukommen.
Überhaupt war es hier etwas neues, dass die gesamte Crew aus Durchschnittstypen besteht, die ebenfalls alle nicht wissen, was sie tun sollen.
Dies hat Ridley Scott sehr gut aus den Darstellern herausgekitzelt, in dem er bestimmte Szenen oft nur grob erklärte und überraschende Details wegließ, damit das überraschte Spiel der Schauspieler echt wirkte.
Und drittens - und jetzt kommt der wichtigste Punkt - schuf der schweizer Künstler H.R. Giger hier ein bahnbrechendes Meisterstück, als er das Aussehen des Aliens entwickelte.
Normalerweise sahen nämlich gefährliche Space-Aliens im Kino bis dato im schlimmsten Fall so aus:
Oder so:
Hier entwickelte Giger jedoch ein extrem bedrohlich aussehendes Monster, dass diese Pappkameraden noch vor dem Frühstück verspeisen würde.
Und Scott war zusätzlich auch noch so clever, dieses bedrohliche Viech kaum zu zeigen und dadurch die Spannung ins Unermessliche zu steigern.
Denn nachdem wir es das erste Mal aus dem Brustkorb von John Hurt ausbrechen sahen (übrigens zu Recht eine der schockierendsten, berühmtesten und ikonischten Filmszenen aller Zeiten), sehen wir das Monster nur einmal kurz in einer Mini-Version. Und jetzt fragt man sich die ganze Zeit, wie bedrohlich und gefährlich es dann wohl aussehen wird, wenn es erst ausgewachsen ist.
Ein echter Kunstgriff!
Überhaupt hat Scott es hier extrem gut verstanden, auf pure Atmosphäre und schweißtreibende Spannung zu setzen, in dem er das Raumschiff so verwinkelt, so düster, so heruntergekommen und so unheimlich gestaltete.
Es wirkt tatsächlich mit den vielen Gängen, die dunkel, eng und mit all den verbauten, schmalen Röhren versehen sind, wie ein gruseliger, langer Heizungskeller, in dem man sich leicht verlaufen kann.
Eine nahezu perfekte Art, die grundsätzliche Stimmung direkt in den ersten Minuten so unverkennbar und deutlich zu etablieren.
Hier wurde eine durch und durch stimmige Symbiose aus Science-Fiction und Horrorfilm geschaffen, die zu Recht in beiden Genres Maßstäbe setzen sollte, an die viele der nun nachfolgenden Filme kaum heranreichen sollten.
Ironischerweise kam Drehbuchautor Dan O'Bannon die Idee zu dem Film, als er mit John Carpenter die Science-Fiction-Komödie "Dark Star" drehte, in dem er selbst den Typ spielt, der von diesem Gummiball-Alien angegriffen wird.
Und das wollte er dann nochmal als ernsthaften Film machen.
Tja, wo die Ideen halt so herkommen können, nicht wahr?