Murillo Before Sunrise

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Moderator: Damien3

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Murillo
die graue Eminenz
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Murillo Before Sunrise

Beitrag von Murillo »

Ich habe lange überlegt, welchen Film ich mir heute abend ansehen sollte. Einen der zahlreichen Splatterfilme, die ich mir geliehen hatte oder eher "Before Sunrise" oder "Drei Farben: Rot", die ich ja neben "Breaking..." aus der Bibliothek ausgeliehen hatte und mir auf jeden Fall vor nächsten Freitag noch ansehen muss.
Dann hatte ich aber doch keinen Bock auf Splatter und entschied mich von den beiden Filmen aus der Bibliothek für "Before Sunrise", da der im Gegensatz zu dem anderen auf VHS ist und ich deswegen nicht extra das Scartkabel umstecken musste. :mrgreen:

Nun gut, in diesem Film wird wirklich sehr viel geredet. Er hat kaum Handlung. es geht im Grunde nur darum, dass sich ein Mann und eine Frau im Zug treffen, sich dann spontan gemeinsam Wien angucken und sich wieder trennen.
Die Dialoge haben es dann allerdings in sich.
Eigentlich mag ich keine Liebesfilme, da es ja im Grunde immer dasselbe ist: Mr. und Mrs Perfect treffen sich irgendwo rein zufällig und stellen dann unter irgendwelchen besonderen Bedingungen fest, dass sie doch besonders gut zueinander passen.
Dieser Film ist zwar diesem Genre zuzuordnen, doch er ist anders, ganz anders.
Ich kann es kaum glauben, wie ein Film, der fast keine Handlung hat, mich dermaßen mitreissen konnte. Doch es ist nunmal geschehen. Und deswegegen gebe ich dem Film jetzt mal
7,5 von 10 Punkten.


"Wenn etwas klappt, ist es meistens nur Glück. Deshalb sollte man nie zuviel Ahnung von einer Sache haben" (alte japanische Programmiererweisheit)

Neulich im Waschsalon:
"Nachdem mir bereits "Network" sehr gut gefallen hat, gewinne ich langsam wirklich Respekt vor Sidney Lumet."
"Du unnützer nichtsbringender mittzwanziger Fliegenschiss bekommst "langsam" Respekt vor Sidney Lumet?"
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Voland
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Beitrag von Voland »

Also zu allererst empfehle ich Dir einen Scart-Verteiler. Ein Filmerlebnis sollte nie durch derartige Dinge wie Stecker umtauschen getrübt werden ;-)



"Before Sunrise" oder eigentlich alle Filme des Richard Linklater sind etwas ganz Besonderes. Ich würde sie frecherweise mal modernen Realismus nennen. Sie spiegeln die derzeitige Gesellschaft wieder, sind Filme einfach aus dem Leben gegriffen. Sie scheinen erst gar nicht inszeniert zu sein, sondern haben in gewisser Weise dokumentarischen Charakter. Aber Dokumentationen sind es keine.

Von keiner Handlung kann man nicht sprechen. Hat das Leben eine Handlung in dem Sinn? Der Film reißt mit, weil er vollkommen natürlich ist. Es ist so, als würde man Menschen im Alltag beobachten, ungesehen.

Im weiteren Sinne zeigt es dann durch eben diese Art Filmstil auch ein ganz besonderes Wien. Ein sehr intimes Wien, dass zwar viele unbekannte Plätze zeigt, aber dennoch als diese Stadt erkannt wird. Einfach, weil alles selbstverständlich ist - es ist doch keine Geschichte, sondern bloß ein Fenster nach draußen.


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Detlef P.
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Beitrag von Detlef P. »

Dieser Film ist einfach klasse!
Habe ihn vor 7 oder 8 Jahren das erste Mal gesehen und fand ihn da schon ziemlich gut.
Heute finde ich ihn absolut genial, weil man, wie bereits gesagt wurde, wirkliche Gefühle sieht und nicht so eine glattgebügelte Scheiße, in der die Hauptfiguren zwei Minuten vor Schluss kapieren, dass sie sich lieben, obwohl sie sich den ganzen Film über angegiftet haben.
Du glaubst den beiden einfach und das macht diesen Film mit aus.
8,5/10 Punkte


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