Der Rausch
Verfasst: Mo 2. Aug 2021, 11:49
DK/S/NL, 2020
Regie: Thomas Vinterberg
Darsteller: Mads Mikkelsen, Thomas Bo Larsen, Magnus Millang, Lars Ranthe, Maria Bonnevie, Helene Reingaard Neumann, Susse Wold
"Martin (Mads Mikkelsen) ist Lehrer an einer Schule. Er fühlt sich alt und müde. Seine Schüler und ihre Eltern wollen, dass er gekündigt wird, weil sie mit der Qualität seines Unterrichts nicht zufrieden sind. Ermutigt durch eine Promille-Theorie stürzen sich Martin und seine drei Kollegen Tommy (Thomas Bo Larsen), Nikolaj (Magnus Millang) und Peter (Lars Ranthe) in ein Experiment: Sie wollen durch Alkoholkonsum ihren Blutalkoholwert im Alltag konstant bei 0,5 Promille halten. Das Ergebnis ist am Anfang positiv. Martin hat wieder Spaß am Unterrichten und die Beziehung zu seiner Frau Trine (Maria Bonnevie) entflammt wieder. Doch die negativen Auswirkungen lassen nicht lange auf sich warten..." (www.filmstarts.de)
Es ist großartig, dass die Kinos endlich wieder geöffnet sind.
In der letzten Woche war ich gleich dreimal im Kino.
Und über den Film, der mir von den dreien am besten gefallen hat, möchte ich heute berichten.
"Der Rausch" gewann den diesjährigen Auslands-Oscar und war in seiner Heimat Dänemark der erfolgreichste Kinostart seit sieben Jahren.
Zudem ist dies eine Wiedervereinigung von Thomas Vinterberg und Mads Mikkelsen. Alles sehr interessante Gründe, sich den Film mal anzusehen.
Allerdings muss ich sagen, dass mich die Prämisse jetzt gar nicht so sehr gereizt hat. Ein Film über Leute, die sich besaufen... naja.
Trotzdem wollte ich den Film gerne sehen und ging daher gestern mit meiner besten Freundin (die - ungelogen - ein Mads Mikkelsen-Riesenfan ist) in ein schönes Berliner Arthaus-Kino.
Zu Beginn war es eher so ein Film, der ganz nett, ganz o.k. war. Trotzdem war ich gespannt zu sehen, wohin das alles führt.
Eigentlich ist es fast ein bisschen vorhersehbar, was dann passiert, allerdings wird das so grandios umgesetzt und gespielt, dass man doch die ganze Zeit dabei ist und beinahe regelrecht mitfiebert.
Zum einen werden hier natürlich gesellschaftliche Grenzen ausgelotet. Wann ist es gesellschaftlich akzeptabel zu trinken und wann nicht? Und wieviel ist eigentlich o.k.?
Zum anderen werden persönliche Nöte und Befindlichkeiten der Charaktere offengelegt. Dies alles ist im Prinzip absolut nichts neues, wird aber so gut und frisch verpackt, als würde man es das allererste Mal sehen.
So schafft es der Film zum einen eine sehr gelungene Gratwanderung zwischen den positiven und negativen Effekten des Alkoholkonsums und zum anderen ein intimes Porträt von vier Männern in der Midlife-Crisis zu sein.
Dass das so gut gelingt ist der stringenten Regie von Vinterberg, den schönen Kamerabildern und nicht zuletzt den Hauptdarstellern zu verdanken.
Man kauft ihnen jede Facette des Spiels komplett ab. Von der Midlife-Crisis bis zum unausweichlichen Vollrausch. Es passt einfach alles!
Das Ende ist dabei nochmal sehr interessant und kann als sehr ambivalent verstanden werden.
Und auch wenn mir seine anderen Filme zum Teil noch etwas besser gefallen haben, so ist dies doch ein waschechter Vinterberg, dessen Betrachtung durchaus lohnenswert ist.