Promising Young Woman
Verfasst: Sa 28. Aug 2021, 17:43
USA/UK, 2020
Regie: Emerald Fennell
Darsteller: Carey Mulligan, Bo Burnham, Laverne Cox, Clancy Brown, Jennifer Coolidge, Alison Brie, Chris Lowell, Max Greenfield, Connie Britton, Christopher Mintz-Plasse, Molly Shannon, Adam Brody, Alfred Molina
"Das Leben von Cassie (Carey Mulligan) ist auf den ersten Blick ein Scherbenhaufen: Mit 30 Jahren lebt sie immer noch bei Eltern Stanley (Clancy Brown) und Susan (Jennifer Coolidge) und langweilt sich bei ihrer Arbeit in einem Coffee Shop. Doch nachts führt sie ein geheimes Doppelleben: Sie besucht Bars und Clubs, wo sie so tut, als wäre sie stockbetrunken, um sich von „hilfsbereiten“ Männern nach Hause nehmen zu lassen, wo sie ihnen dann eine gehörige Lektion erteilt. Der Grund für Cassies Rachemission ist ihre Freundin Nina, die an der Medizin-Uni, an der die beiden studiert haben, sexuell missbraucht wurde, was damals allerdings unter den Teppich gekehrt wurde..." (www.filmstarts.de)
Wow, wenn das mal nicht der beste Film des bisherigen Jahres gewesen ist.
Mein kinobegeistertes Herz schlug wirklich höher, als ich diesen Film sah. Besonders, da ich mich ja immer wieder mal über die - in meinen Augen - abnehmende Qualität der cineastischen Neuerscheinungen in den letzten Jahren beschwert habe.
Aber es gibt sie doch noch, die ungebrochenen Meisterwerke. Und ich bin mir sicher, dass ich gestern eines von ihnen sehen durfte.
Dies ist einer der Fälle, wo man das Gefühl hat, dass absolut alles perfekt zusammenspielt. Die Wahnsinns-Schauspieler, das (oscar-prämierte) Drehbuch, die grandiose Regie - es passt einfach alles.
Angefangen bei einer unfassbaren Leistung von Carey Mulligan, die - so großartig Frances McDormand auch gewesen sein mag - meiner Ansicht nach in diesem Jahr den Oscar hätte bekommen müssen. Es war atemberaubend ihr bei dieser Tour de Force zuzusehen. Aber auch alle anderen Darsteller, egal wie groß oder klein die Rolle auch sein mag, sind hier einfach perfekt besetzt.
Dann ein herausragendes Drehbuch, das so böse, scharfzüngig, aufrüttelnd, zeitaktuell, originell und überraschend ist, das man aus dem Staunen nicht mehr herauskommt.
Unglaubliche Szenarien wechseln sich mit hervorragenden Dialogen ab und lassen über die komplette Länge nicht eine Sekunde Langeweile aufkommen.
Dazu inszeniert Emerald Fennell ihr prämiertes Drehbuch als Mischung aus poppig-bunter Satire und bodenständigem Thriller, bei dem ab der ersten Sekunde eine fast schon greifbare Grundspannung besteht, die den ganzen Film über nicht mehr abreißt. Es ist immer so eine unterschwellige, bedrohliche Atmosphäre zu spüren und ich war richtig fertig, als der Abspann lief.
Aber ich war glücklich! Ich war glücklich Zeuge eines modernen Meisterwerkes und (hoffentlich) zukünfigen Kultfilms geworden zu sein, der ein aktuelles, aber dennoch zeitloses Thema so direkt, schonungslos und bitterböse auf die Leinwand gezaubert hat, sodass Filmliebhaber sich noch in vielen Jahren an diesem erfreuen und über dieses staunen und nachdenken können.