Liebe auf den ersten Biss

Love at First Bite

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Detlef P.
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Liebe auf den ersten Biss

Beitrag von Detlef P. »

Bild

USA, 1979
Regie: Stan Dragoti
Darsteller: George Hamilton, Susan Saint James, Richard Benjamin, Dick Shawn, Arte Johnson

"Der schöne, unsterbliche Graf Dracula wird aus seinem Schloß verjagt...und von seinem treuen, ziemlich chaotischen Diener, in die Glitzermetropole New York eingeschmuggelt, wo er sich sofort in das bildschöne, aber etwas unfeine Fotomodell Cindy verliebt - und sie ungeheuer gräflich anmacht. Nur der Freund von Cindy, der Psychiater Dr. Jeff Rosenberg, schaut diesem seltsamen feinen Pinkel und notorischen Nachtschwärmer durch den Frack, auf sein lüsternes Vampirherz. Aber kein Mensch in ganz New York glaubt ihm. Im Gegenteil, Jeff selbst kommt in Verdacht, an den irren Dingen Schuld zu sein, die da am laufenden Band passieren." (www.moviepilot.de)

Wie ich ja bereits mehrfach hier verkündet habe, mache ich seit nunmehr 20 Jahren (fast) jedes Jahr an Halloween einen Horrorfilmabend mit Freunden.
So auch dieses Jahr vor zwei Tagen mit meiner besten Freundin.
Und dieses Mal habe ich etwas gemacht, was ich schon sehr, sehr lange nicht mehr gemacht habe.
Ich habe Filme rausgesucht, die ich selbst auch noch nicht kannte.
Das habe ich tatsächlich nur ganz am Anfang mal gemacht, aber seit Mitte der 2000er eigentlich immer die großen Klassiker rausgekramt, die ich schon zig Male gesehen hatte.
Aber dieses Jahr wollte meine beste Freundin keine ganz so krassen Horrorsachen, sodass ich tatsächlich zwei Filme fand, die beide ab 12 freigegeben waren, trotzdem in die Kategorie Horror/Grusel fielen und die ich - wie gesagt - auch noch nie gesehen hatte.
Beide waren klasse und den besseren von beiden will ich heute hier vorstellen.

"Liebe auf den ersten Biss" hatte ich bereits als Kind das erste Mal wahrgenommen, aber irgendwie hatte ich nie Interesse an ihm.
Dieses berühmte Bild von George Hamilton und Susan Saint James sah mir immer zu beschissen aus.
Wenn der ganze Film so albern und blöd war, wie dieses Foto, dann wollte ich ihn gar nicht sehen.

Als ich mich nun aber nach "Horrorfilmen" auf die Suche machte, die etwas harmloser oder gar witzig waren, stolperte ich nochmal über den Film.
Und zwar in einer Aufzählung der witzigsten Horrorfilme/-parodien.
Dann tat ich das einzig vernünftige in diesem Zwiespalt, ob ich ihn auswählen sollte oder nicht.
Ich schaute bei Schnittberichte.com nach, was die Jungs zu dem Film so sagten.
Was das angeht, kann man denen eigentlich zu 99% vertrauen.
Die meinten alle, das der großartig sei. Und so war es entschieden.

Am Halloweenabend sahen wir uns nun also zum ersten Mal "Liebe auf den ersten Biss" an.
Und sie hatten mal wieder recht! Der Film war große Klasse. Das fanden wir beide.
Und das erste, was mir auffiel war, dass die Kulissen zu Beginn recht aufwändig gemacht waren.
Das Schloss mit dem Nebel und die inneren Gemäuer hätten fast aus einem "echten" Dracula-Film stammen können.
Schon mal ein guter, erster Eindruck.
Es ist hier sowieso erstaunlich, wie viel Mühe sich gegeben wurde.
Als Make Up-Künstler wurde tatsächlich William Tuttle verpflichtet, der bereits bei Bela Lugosis Film von 1931 das Make Up gestaltete.
George Hamilton gibt eine im Timing absolut großartige Performance und wurde dafür gar mit einer Golden Globe-Nominierung bedacht.
Auch der restliche Cast hatte sichtlich Spaß an dem Film und nahm die Darstellungen ernst, aber nie zu ernst.

Aber kommen wir zum Hauptbestandteil, zum Humor.
Ich fand es große Klasse, dass man nicht einfach eine plumpe Parodie gedreht hat, sondern das ganze eher als amüsanten Culture Clash und als Fish out of Water-Story gedreht hat, in der Dracula in das heutige New York (also der 70er Jahre) kommt und dort als romantisierte und etwas dumpfbackige Version seiner Selbst mit den ganzen Geflogenheiten gar nicht richtig klarkommt. Und das Umfeld auch nicht so richtig mit ihm.
Schön ist hier einfach, wie gekonnt mit Klischees auf beiden Seiten gespielt werden und diese immer aus-, aber zu keinem Zeitpunkt überreizt werden.
Zudem ist das Zusammenspiel zwischen Dracula und Renfield einfach herrlich und hält einige der gelungensten Wortwitze im Film parat.
Am spannendsten fand ich aber eigentlich, dass bis zum Ende gar nicht richtig klar ist, wie der Film enden wird.
Meistens sind solche Filme ja recht vorhersehbar, aber hier hätte ich auf dieses Ende nicht getippt, das kann ich ganz klar sagen.

Insgesamt handelt es sich hier um eine fabelhafte Komödie, in der der Mythos des Blutsaugers gekonnt demontiert, aber nie vorgeführt wird und die von vorne bis(s) hinten (hihi!) einfach nur Spaß macht.
Ich kann mit den Jungs bei Schnittberichte.com also nur anschließen. Absolut zu empfehlen!


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