Hamlet (1996)
Verfasst: Fr 2. Dez 2022, 11:53
UK/USA, 1996
Regie: Kenneth Branagh
Darsteller: Kenneth Branagh, Kate Winslet, Derek Jacoby, Julie Christie, Nicholas Farrell, Michael Maloney, Richard Briers, Jack Lemmon, Robin Williams, Gerard Depardieu, Billy Crystal, Charlton Heston, Rosemary Harris, Brian Blessed, Timothy Spall, Reece Dinsdale, Judi Dench, John Gielgud, Richard Attenborough, Rufus Sewell
"Hamlet (Kenneth Branagh) ist der Sohn des Königs von Dänemark. Nach dem Tod seines Vater wird er nach Helsingør beordert, um dort sowohl der Beerdigung des Verstorbenen als auch der Hochzeit seiner Mutter Gertrude (Julie Christie) mit seinem Onkel Claudius (Derek Jacobi) beizuwohnen. Auf dem Schloss erscheint ihm eines Nachts der Geist seines Vaters (Brian Blessed), der ihn dazu auffordert, seinen Onkel zu töten, weil dieser ihn vergiftet habe. Hamlet, der seinen Onkel schon immer von ganzem Herzen verabscheute, möchte seinen Vater unbedingt rächen. Doch als er schließlich zur Tat schreitet, kommt es zur großen Katastrophe: statt Claudius ersticht er Polonius (Richard Briers), welcher ausgerechnet der Vater von seiner Geliebten Ophelia (Kate Winslet) ist. Daraufhin fordert ihn Polonius Sohn Laertes (Michael Maloney) zum Duell heraus…" (www.filmstarts.de)
Wir kommen zum letzten Tag und krönenden Abschluss dieser Filmwoche, in der jeder Film - wie in einem Assoziationsspiel - etwas mit dem folgenden Film zu tun haben musste.
Und wie ich gestern schon angekündigt hatte, folgt heute ein Film, der ebenfalls einen Klassiker der Weltliteratur adaptiert hat.
In der Tat bin ich sogar geneigt zu verkünden, dass es sich um die ultimative Verfilmung jenes Literaturklassikers handelt, um den es hier heute gehen soll.
Selbstverständlich ist mir bewusst, wie weit ich mich damit aus dem Fenster lehne und dass es selbstverständlich auch andere grandiose Verfilmungen von Shakespeares Meisterwerk gibt.
Wie zum Beispiel die Verfilmung aus den 40ern von und mit Laurence Olivier. Selbst die Version mit Mel Gibson zu Beginn der 90er war nicht übel.
Irgendwie hätte mich immer nochmal die Verlegung in die Neuzeit aus dem Jahr 2000 mit Ethan Hawke als Titelhelden interessiert, aber der soll ja wirklich nicht sehr gut sein.
Aber der "Hamlet" von Kenneth Branagh, der ja eh ein wahrer Meister ist, wenn es um Shakespeare-Adaptionen geht, sticht aus allen vorherigen und nachfolgenden Varianten nochmal deutlich heraus.
Schon alleine deshalb, weil hier das allererste Mal die Originaldialoge unverändert und ungekürzt(!) zu hören sind.
Kein Wunder also, dass der Film um die vier Stunden Laufzeit hat
Aber jede einzelne Sekunde lohnt sich ohne Ende.
Auch in allem anderen hat sich Branagh nicht lumpen lassen.
Man muss sich nur mal oben all die bekannten Namen ansehen, die er zusammentrommeln konnte, um zum Teil wirklich Minirollen auszufüllen. Allein das ist schon eine Leistung für sich.
Überhaupt wurde der Film mit dem nötigen Prunk, dem passenden Maß an Pathos und ganz besonders der überbordernden Dramatik inszeniert, die so eine Verfilmung einfach bitter nötig hat.
Die Verfilmungen zuvor waren da oft deutlich zurückhaltender, was all das anging. Ein bisschen so, als würde man mit Handbremse anfahren wollen.
Aber hier wurde in die Vollen gegangen und der Film wurde zu dem übergroßen Erlebnis, das er - in Anbetracht der Vorlage - auch zu 100% sein sollte.
Und das war die wahre Meisterleistung hinter dieser Adaption.
Das einzige, was ich etwas merkwürdig finde, ist dass die Handlung einige hundert Jahre nach hinten ins 19. Jahrhundert verlegt wurde.
Aber das tut dem Film insgesamt absolut keinen Abbruch.
Leider, wie so oft bei großer Kunst, ist so etwas ja immer nicht massentauglich.
So auch hier, denn im Kino spielte der Film, bei einem Budget von 18 Millionen Dollar, lediglich 4,7 Millionen ein.
Aber das war eigentlich zu erwarten und ist im Zusammenhang mit diesem Mammutwerk auch völlig nebensächlich.
Branagh hat hier etwas geschaffen, was die Zeiten überdauern wird und in die Annalen der Filmgeschichte eingegangen ist.
Wen interessieren da schon Einspielergebnisse und das Interesse des Publikums, das sich eh lieber bei sinnbefreiten Sachen im Multiplex verarschen lässt?
Wer an Shakespeare oder speziell an "Hamlet" interessiert ist, kommt um diese Version eigentlich nicht herum.
Es ist wahrlich die Krönung der bisherigen Filmadaptionen, für dessen Erlebnis ich Branagh für immer dankbar sein werde