Radio Days

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Detlef P.
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Radio Days

Beitrag von Detlef P. »

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USA, 1987
Regie: Woody Allen
Darsteller: Mia Farrow, Michael Tucker, Julie Kavner, Dianne Wiest, Seth Green, Josh Mostel, Renée Lippin, William Magerman, Leah Carrey, Wallace Shawn, Danny Aiello, Jeff Daniels

"Die Handlung erscheint als Erinnerung des Sprechers, der als der jüdische Junge Joe Needleman im New Yorker Stadtteil Queens (insbesondere in Far Rockaway) der späten 1930er und frühen 1940er Jahre lebt. Er und seine Verwandten hören Radiosendungen. Die Familie ist arm und jedes Familienmitglied findet beim Hören der Radiosendungen eine kleine Ausflucht vor der Realität des doch recht beschwerlichen Alltags. An den Radiosendungen, die beispielsweise Klatsch über Prominente, Sportstars des Tages, Game-Shows oder Schnulzensänger behandeln, teilweise aber auch auf realgeschichtliche Ereignisse dieser Zeit (z. B. die Ausstrahlung von H. G. Wells' Der Krieg der Welten, Pearl Harbor, das Einschreiten der USA in den Zweiten Weltkrieg, der tragische Tod der kleinen Kathy Fiscus) referieren, entspannen sich dabei sorglose Anekdoten und Tagträume.

Derweil werden mehrere parallel ablaufende Storys erzählt: Unter anderem vom aufstrebenden Radio-Star Sally White (Mia Farrow) und von Tante Bea's (Dianne Wiest) meist erfolgloser Suche nach Liebe. Die tragische Geschichte um das kleine Mädchen Polly Phelps, die in der Nähe von Stroudsburg, Pennsylvania, in einen Brunnen gefallen ist, geht allen zu Herzen, denn sie zieht eine rege nationale Anteilnahme bei der verzweifelten Rettungsaktion nach sich. Des Weiteren hören zwei Einbrecher in der gerade von ihnen ausgeraubten Wohnung ein Telefon klingeln. Überraschend nimmt einer der Einbrecher das Telefonat an und gewinnt für den Besitzer der Wohnung ironischerweise eine neue Einrichtung, die den Wert des Diebesguts weit übersteigt.

Das Ende des Films bildet der Jahreswechsel 1943/44. Der Sprecher zieht hier das möglicherweise pessimistische Résumé, dass all diese Erinnerungen zwar noch immer recht klar wären, jedoch mit jedem neuen Jahr immer weiter verblassen." (www.wikipedia.de)

Ich habe diesen Film gestern nach etwa 20 Jahren das erste Mal wieder angesehen.
Und ich wollte ihn heute unbedingt noch schnell vorstellen, da am heutigen Tag (Heiligen Drei Könige) ganz offiziell die Weihnachtszeit zu Ende geht und am Ende des Films nämlich Silvester gefeiert wird und dieses Ereignis ja ganz klar in die Weihnachtszeit fällt und für uns auch erst ein paar Tage her ist.

Tatsächlich könnte es sich hierbei um den schönsten Film handeln, den Woody Allen jemals gedreht hat.
Es finden sich auch einige für ihn geläufige Elemente in diesem Film wieder, wie die jüdische Familie aus New York, die erfolglose Suche nach dem Glück der Liebe und all das garniert mit dem typischen, leicht absurden Allen-Humor.
Aber zugleich schwingt hier deutlich mehr mit. Es ist eine Huldigung an eine ruhigere und einfachere Zeit (auch wenn dies selbstredend nicht der Wahrheit entspricht), in der die Familie sich vor einem alten Radio versammeln konnte und von der Berichterstattung und den Geschichten dort in Atem gehalten wurde.
Klar ist der Film auch wirklich witzig und hat an einigen Stellen sehr schön beobachtete Situationskomik zu bieten.
Aber es schwingt hier in nahezu jeder Szene viel Nostalgie und in dieser Nostalgie auch wirklich viel Herzenswärme mit.
Das Humoristische, so habe ich das Gefühl, steht hier gar nicht so sehr im Vordergrund wie bei seinen üblichen Komödien. Sondern es ist eine fast schon universell erzählte Familiengeschichte, die einen ebenfalls fast wehmütig an alte Zeiten denken lässt, obwohl man die hier gezeigte Periode ja gar nicht erlebt hat.

Daher kann ich mich abschließend nur wiederholen. Ich denke, dass Allen mit diesem Werk wohl sein deutlich schönstes abgeliefert hat.


"Willst Du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten." (chin. Sprichwort)

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Wenn "2010" die Fortsetzung zu "2001" sein soll, dann ist "Sieben" das Prequel zu "8½". (Ich)

Las-Vegas-Ambiente :fuckU: (Insider)
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