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Lieber Kurt

Verfasst: Mi 22. Feb 2023, 12:11
von Detlef P.
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D, 2022
Regie: Til Schweiger
Darsteller: Til Schweiger, Franziska Machens, Heiner Lauterbach, Jasmin Gerat, Levi Wolter, Peter Simonischek, Marie Burchard

"Nachdem sie sich trennten, haben Jana (Jasmin Gerat) und Kurt (Til Schweiger) beschlossen, sich das Sorgerecht für ihr gemeinsames Kind Kurt (Levi Wolter) zu teilen. Der erwachsene Kurt zieht dafür mit seiner neuen Freundin Lena (Franziska Machens) ins Brandenburger Land nach Oranienburg, um in der Nähe des kleinen Kurts leben zu können. So muss sein Sohn beim wöchentlichen pendeln zwischen den Wohnungen keine weiten Wege zurücklegen. Für Lena sind die neuen Familienverhältnisse kein Problem, die Tatsache, dass sie nun in Brandenburg lebt, schon eher. Eines Tages kommt der kleine Kurt bei einem Sturz ums Leben und hinterlässt eine Familie, die nicht weiß, wohin mit ihrer Trauer. Lena möchte Kurt mit seiner Trauer helfen, doch auch sie ist schwer getroffen vom Tod ihres Stiefsohnes. Die junge Beziehung steht vor einer harten Prüfung und niemand weiß so recht, wie es nun weitergehen soll." (www.filmstarts.de)

Bei diesem Film bin ich jetzt wirklich hin- und hergerissen.
In der Tat handelt es sich hier um den besten Film von Til Schweiger seit Jahren.
Aber (und das ist leider ein großes "Aber") er konnte auch hier bedauerlicherweise nicht auf seine typischen "Trademarks" verzichten, was an einigen Stellen - gelinde gesagt - unpassend wirkt.
Ich hatte wirklich so sehr gehofft, dass das jetzt endlich wieder ein Volltreffer wird. Und verdammt, das hätte der Film auch werden können, wenn all diese unstimmigen Elemente rausgeschnitten worden wären.

Am schlimmsten sind wirklich die Momente, in denen versucht wird, witzig zu sein.
Schweigers Humor kennen wir ja mittlerweile zur Genüge. Und auch hier gibt es leider stumpfe Sexwitze und sogar leichten Fäkalhumor.
Zum Glück bei weitem nicht so schlimm, wie in seinen letzten Filmen, aber bei der hier angefassten Thematik ist das einfach fehl am Platz.

Aber auch die anderen Dinge, die schon so oft bei ihm kritisiert wurden, wie:

-Eine Montage aus postkartenartigen Kamerabildern zu generischer Popmusik
-Übertriebene Reaktionen der Charaktere
-Pseudo-Slapstickeinlagen, bei denen irgendwas zu Bruch geht
-"Coole" Sprüche, die aber von Vorgestern sind
-Das krampfhafte Einbauen seiner Tochter, sogar mit großer Nennung im Vorspann, obwohl sie nur eine Szene hat und außer "Digger" und "What?" lediglich einen Satz sagen darf

Und das ist wirklich schade, weil die Geschichte einen in den meisten Momenten wirklich berührt und auch die meisten Darsteller ihre Sache wirklich gut machen.
Selbst ein Schweiger, dem man ja nicht zwingend das Talent zum Schauspiel attestiert (auch wenn ich finde, dass er durchaus kann, wenn er will) bringt die nötigen Emotionen hier wirklich gut rüber und gerade sein allererster, richtiger Zusammenbruch ist ergreifend gespielt.
Aber leider brechen zwischendrin immer die oben erwähnten Elemente durch und was vor vielen, vielen Jahren bei "Keinohrhasen" noch frisch, witzig und passend wirkte, ist mittlerweile einfach nur noch nervig und abgestanden - erst recht in so einer Geschichte.

Besonders übel wird es tatsächlich nochmal in der Schlussszene. Also eigentlich in der Schlussszene nach der Schlussszene, die man daher eh nicht gebraucht hätte.
Aber da werden wir nochmal Zeuge eines unfassbaren Moments, der einfach absolut gar nicht passt.
Das ist wie dieser berühmte Elefant im Porzellanladen, der einfach alles kaputt macht, was vorher aufgebaut wurde - und auch leider nur ungefähr in etwa so witzig wie selbiger.
Ich weiß nicht, warum Schweiger sich nicht getraut hat, den Film mit dem eigentlichen, emotionalen Finale tatsächlich auch enden zu lassen.

So, und was mich echt am meisten stört, ist die Tatsache, dass ich jetzt eigentlich fast ausschließlich über die negativen Elemente geredet habe, obwohl die positiven für mich ganz klar überwiegen.
Aber es ärgert mich einfach, dass Schweiger auch hier seine alten Fehler nicht ausmerzen kann.
Das hätte wirklich ein kleines Meisterwerk werden können, ist am Ende dann aber leider nur ein ganz guter Film mit kleinen Fehlern und zwei bis drei extrem großen Schnitzern geworden.

Wie gesagt, ich bin hier wirklich hin- und hergerissen, freue mich aber zugleich, dass es endlich mal wieder einen Schweiger-Film gibt, den ich mir insgesamt wirklich gerne angesehen habe.

Userkritik (Damien3)

Re: Lieber Kurt

Verfasst: Mi 22. Feb 2023, 14:11
von Damien3
😳 bist mit zuvor gekommen.
Ich schaue ihn bald auch auf Prime.
Dann melde ich mich!!