In den Straßen der Bronx
Verfasst: Mi 1. Mär 2023, 10:03
USA, 1993
Regie: Robert De Niro
Darsteller: Lillo Brancato, Chazz Palminteri, Robert De Niro, Francis Capra, Taral Hicks, Kathrine Narducci, Joe Pesci
"Es ist das Jahr 1960 in New York. Der neunjährige Calogero wächst mitten im pulsierenden Leben der Bronx auf. Sein Vater Lorenzo ist Busfahrer und setzt alles daran, seinen Sohn von den Gefahren der Straße fernzuhalten. Eines Tages verändert ein Erlebnis schlagartig Calogeros Leben: er wird Zeuge, wie der Mafiaboss Sonny, den er immer bewunderte, vor seinen Augen einen Mann erschießt. Calogero deckt Sonny und hat von nun an zwei Väter. Acht Jahre später ist Calogero immer noch zwischen seinen zwei Vorbildern hin- und hergerissen. Das Stadtviertel hat sich verändert, immer mehr Schwarze haben sich niedergelassen. Hier findet Calogero seine erste große Liebe und steht plötzlich bei den aufkeimenden Rassenkonflikten zwischen den Fronten." (www.moviepilot.de)
So, Tag 3 der dieswöchigen Filmreihe, in der - mal wieder - Filme vorgestellt werden, bei denen man fast nicht glauben kann, dass sie hier nicht bereits vorgestellt wurden.
Aber bevor es um den Film geht, erstmal was zu dem Filmplakat da oben.
Muhahahahahahahahahahahahahahaha
Was ist denn das für ein geil-bescheuertes Ding?
Erstens ist da De Niros Visage ganz groß drauf, obwohl er eigentlich nur eine Nebenrolle spielt (obwohl man das aus Marketinggründen noch verstehen kann), dann diese komische Bildauswahl und -anordnung an sich und dann auch noch dieser Spruch:
"Eine spannende Geschichte mit starken Gefühlen über eine Jugend in den Sixties."
Der Autor dieses Satzes hat für so eine leidenschaftliche Tagline hoffentlich mindestens einen sechsstelligen Betrag ausgezahlt bekommen
So, jetzt aber zum Film, bei dem es wirklich erstaunlich ist, dass der hier nie besprochen wurde.
Ich weiß nämlich noch, dass Muri und ich damals immer scherzhaft gesagt haben, dass dieser Film doch eigentlich - in Anlehnung an diesen einen ganz bekannten Film von De Niro - "Bus Driver" heißen müsste, weil dieser hier halt einen Busfahrer spielt
Der Film selbst war ja zum einen De Niros Regiedebüt, bei welchem er einen wirklich hervorragenden Job gemacht hat, aber zum anderen stammte das Drehbuch von Chazz Palminteri, der ja im Film den Mafioso Sonny spielt.
Und dieses Drehbuch hat starke, autobiografische Züge, da er in seiner Jugend selbst unter die Fittiche eines echten Mafioso genommen wurde.
Vermutlich wirkt der Film dadurch auch so dicht und authentisch.
Zum einen durch De Niros großartige Regie (naja, er hatte ja mit Scorsese auch einen guten "Lehrer") und durch das klasse Drehbuch von Palminteri.
Natürlich machen auch beide als Darsteller einen guten Job, wobei ich immer fand, dass De Niro hier schon fast ein bisschen untergeht.
Aber nennen wir es mal in seinem Fall "sich zurücknehmen", was er mit Sicherheit auch getan hat, um dem restlichen, wundervollen Cast hier den Raum zu geben, den er benötigte.
Außerdem hat der Film so viele starke Momente, die sich einfach einbrennen und die man nie wieder vergisst.
Nie werde ich die Brandanschläge bei den Unruhen zu "Nights in White Satin" vergessen. Eine unglaubliche Szene!
Und welcher Moment mir auch immer im Gedächtnis bleiben wird, ist die Stelle, als Calogeros Angebetete sich im Auto herüberbeugt, um ihm den Knopf an der Fahrertür von innen aufzumachen und er sich tierisch darüber freut, da Sonny ihm vorher gesagt hat, dass man bei einem Mädchen sicher weiß, dass sie einen liebt, wenn sie sowas tut und ganz klar die Frau für's Leben ist
Unterm Strich ist dies eine grandiose Filmerfahrung gewesen und zugleich habe ich leider das Gefühl, dass das auch mal wieder so ein Film ist, der von der Zeit einfach vergessen wurde und mittlerweile eher als Geheimtipp sein Dasein fristet.
Daher wurde es gerade bei diesem auch wirklich mal Zeit, dass er endlich einen Platz in unserer schönen Community findet.