Tár

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Detlef P.
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Tár

Beitrag von Detlef P. »

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USA, 2022
Regie: Todd Field
Darsteller: Cate Blanchett, Noémie Merlant, Nina Hoss, Sophie Kauer, Mila Bogojevic, Julian Glover, Allan Corduner, Mark Strong

"Lydia Tár (Cate Blanchett) ist die erste weibliche Chefdirigentin eines großen deutschen Orchesters. Sie wird weltweit gefeiert und steht mit den Berliner Philharmonikern vor einer außergewöhnlichen Leistung. Gemeinsam hat man fast schon den kompletten Zyklus von Gustav Mahler aufgeführt. Nur die berühmte 5. Sinfonie fehlt noch, die nach einer coronabedingten Verschiebung nun in der nächsten Spielzeit auf dem Programm steht. Doch während die Proben dafür laufen, offenbaren sich immer mehr Risse in Társ Welt. Ihre Ehe mit ihrer ersten Violinistin (Nina Hoss) läuft längst nicht mehr so gut wie früher und der Selbstmord einer einst von ihr geförderten, dann aber fallen gelassenen Musikerin lässt sie panisch jegliche E-Mail-Korrespondenz mit dieser löschen. Dann tritt noch eine junge Cellistin (Sophie Kauer) in ihr Leben, die Tár unglaublich fasziniert." (www.filmstarts.de)

Tatatataaaaaaaa!
Äh, ich meine Tártártártárrrrrrrrrrrrrrr!
Sorry, aber der flache Joke musste an der Stelle einfach sein :mrgreen:

Aber "Tatatataaaaaaaa!" ist hier wirklich gerechtfertigt - und das sogar aus zweierlei Gründen.
Zum einen, weil Todd Field nach seinem letzten Film "Little Children" ganze 16 Jahre gebraucht hat, um einen neuen Film in die Kinos zu bringen.
Zum anderen, weil dieser Film wirklich ein Erlebnis ist.

Alleine die absolut brillante Performance von Cate Blanchett lohnt sich hier schon, den Film auf der großen Leinwand zu sehen.
Hinzu kommen auch noch weitere famose Leistungen, ganz besonders von Noémie Merlant und Nina Hoss.
Aber der ganze Film ist unglaublich faszinierend, weil so viele verschiedene Themen angesprochen werden.
Es handelt sich wohlmöglich um einen der zeitaktuellsten Filme der letzten Jahre.
Und doch ist die Grundthematik vollkommen zeitlos: Macht! Oder um genauer zu sein Machtmissbrauch.

Und diese Thematik entfaltet sich nach und nach ganz langsam über die Laufzeit hinweg.
Wie bei einer Zwiebel löst sich Schale um Schale, während dieses beissende Gefühl in den Augen immer stärker und unangenehmer wird.
Es ist einfach grandios, wie kühl und sezierend Field hier so langsam wie elegant diesen Zug in Superzeitlupe entgleisten und uns daran teilhaben lässt.
Dies tut er selbstverständlich in den großartigsten und edelsten Kamerabildern, sodass der Film nicht nur storytechnisch und akustisch (auch auf Grund des wunderbaren, klassischen Soundtracks), sondern vor allem auch visuell ein Hochgenuss ist.

Das einzige, kleine Manko ist der leider doch etwas zu ausgewalzte Epilog.
Witzigerweise hatte Field auch bei "Little Children" schon ein kleines Problem mit dem Ende (man kann dies hier bei Bedarf auch nochmal nachlesen), sodass man fast vermuten könnte, dass Enden ihm vielleicht an sich immer besonders schwer fallen.
Das tut dem Film in diesem Sinne zwar keinen Abbruch, aber etwas straffer und stringenter hätte ich mir den Abschluss schon gewünscht.

Trotzdem ist der Film ein unglaubliches Gesamtwerk, welches bewusst mit Konventionen bricht und sich auch nicht davor scheut, heiße Eisen anzufassen.
Und vor so etwas habe ich sowieso immer höchsten Respekt.


"Willst Du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten." (chin. Sprichwort)

"Die Seele ist das Schiff, Vernunft das Steuer und Wahrheit der Hafen." (türk. Weisheit)

"Der größte Feind des Wissens ist nicht Unwissenheit, sondern die Illusion, wissend zu sein." (Daniel J. Boorstin)

Wenn "2010" die Fortsetzung zu "2001" sein soll, dann ist "Sieben" das Prequel zu "8½". (Ich)

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Damien3
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Re: Tár

Beitrag von Damien3 »

Leider lässt mich alles aus der Review und der übrigen Vorstellungen völlig kalt.
Es hört sich schon langweilig an....aber das hatte ich schon öfter;-)
Mal schauen, ich werde dafür kein Geld ausgeben...ich warte bis er auf Sky läuft.
Höchstwahrscheinlich brauche ich eine Allianz von Zufällen und Gedanken um entweder vollkommen aufgesogen und gefesselt zu werden.
oder ich mache nach 30 min aus.
Ich bin sehr gespannt.


"Ich habe sie den ganzen Abend von dahinten beobachtet...sie sind ein sehr attrativer Mann"
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Detlef P.
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Re: Tár

Beitrag von Detlef P. »

Überrascht mich fast ein wenig.
"Little Children" mochtest Du doch, oder?
Naja, aber ist tatsächlich gut möglich, dass Du ihn nicht magst - oder ihn großartig findest.
Tatsächlich kann ich das hier absolut überhaupt nicht einschätzen.
Aber falls Blanchett am Sonntag gewinnen sollte (obwohl es ja deutlich eher nach Michelle Yeoh aussieht), wirst Du wohl so oder so mal reinsehen wollen.


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