Cortex

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Detlef P.
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Cortex

Beitrag von Detlef P. »

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D, 2020
Regie: Moritz Bleibtreu
Darsteller: Jannis Niewöhner, Moritz Bleibtreu, Nadja Uhl, Anna Böttcher, Emily Kutsche, Marc Hosemann, Anna Bederke, Nicholas Ofczarek

"Wenn Hagen (Moritz Bleibtreu) schläft, hat er immer wieder Phasen, in denen er Traum und Wirklichkeit nur schwer voneinander unterscheiden kann. Die düsteren Visionen zeigen ihm unter anderen den Kleinkriminellen Niko (Jannis Niewöhner), der Hagens Frau Karoline (Nadja Uhl) zum Ehebruch verführt.

Nun ist die Paarbeziehung zwischen Hagen und Karoline ohnehin gerade in einer Krise. Eine Affäre ist da eine gefährliche Sache, die das Fass der Spannungen zum Überlaufen bringen könnte. Doch wenn Hagen aufwacht, scheinen seine Albträume auch in der Realität anzudauern. Unfähig, Einbildung und sein echtes Leben länger auseinander zu halten, begibt er sich in eine Abwärtsspirale des Kontrollverlusts, die auf ein böses Ende zusteuert, wenn das Spiel der Identitäten und Verdächtigungen nicht aufhört." (www.moviepilot.de)

So, ich habe diesen Film bereits vor einigen Wochen gesehen.
Und eigentlich wollte ich hier gar nicht darüber schreiben, aber er geht mir nicht mehr aus dem Kopf.
Allerdings leider nicht aus positiven Gründen... .

Bevor ich jetzt aber irgendwas über den Film schreibe, möchte ich nochmal klar sagen, dass ich Bleibtreu - seitdem er vor mittlerweile 25 Jahren in "Knockin' On Heaven's Door" und "Lola rennt" durchgestartet ist - als einen der besten und fähigsten deutschen Schauspieler überhaupt ansehe.
Ich freue mich bis heute jedes Mal, wenn ich ihn irgendwo sehe.
Auch seine Filme haben normalerweise Qualität: "Das Experiment", "Der Baader-Meinhof-Komplex" und die Hälfte aller Fatih Akin-Filme, um mal nur die wichtigsten zu nennen.
Und sogar in einer selbstbeweihräuchernden Gurke wie "Zeiten ändern dich" legt er noch eine verhältnismäßig gekonnte Leistung hin.

Das hier ist nun sein Regiedebüt, zu dem er ebenso das Drehbuch beigesteuert hat.
Und produziert hat er ihn auch noch. Es war also wirklich SEIN Film.
Als ich das erste Mal davon hörte, war ich sehr gespannt, wie der Film denn werden würde.
Damals hieß es schon, dass es ein Thriller mit Mindfuck-Elementen sein sollte.
Fand ich eine coole Idee, weil dieses Genre in Deutschland einfach viel zu selten bedient wird.
Bleibtreu hatte ja sogar in den Jahren zuvor mit "Stereo" oder auch "Die dunkle Seite des Mondes" zwei Filme in diese Richtung gedreht.
Und auch, wenn ich die beiden jetzt nicht über alle Maßen grandios fand, gefielen sie mir doch insgesamt ganz gut, weil es einfach mal was anderes und ein absolut notwendiger Schritt in die richtige Richtung war.
Jetzt musste sein erster, eigener Film nur noch gut werden...tja... .

Es tut mir fast schon weh, das so direkt sagen zu müssen, aber das ist hier leider überhaupt nicht gelungen.
Nochmal, ich schätze ihn wirklich unheimlich und er scheint auch privat ein cooler Typ zu sein, was ich der Erzählung eines sehr engen Freundes entnehme, der ihm mal begegnet ist, wie ich hier auch schon mal erwähnt habe.
Aber bei diesem Film stimmte für mich, direkt ab der ersten Minute, eigentlich gar nichts.
Bleibtreu schlafwandelt regelrecht durch seinen eigenes Werk und den meisten anderen Darstellern geht es nicht viel anders.
Klar, der Film soll wohl auch so eine Art Wachtraum-Atmosphäre haben, aber die wird leider überhaupt gar nicht dadurch erzeugt, dass alle total gelangweilt umherschlurfen.
Der einzige, der eine absolut überzeichnete Performance hinlegt und seine Aufputschmittel wohl mal lieber mit dem restlichen Cast geteilt hätte, ist Nicholas Ofczarek, der an einer Stelle die Traumlogik des Films so übertrieben aufgedreht erläutert, dass es mich nicht gewundert hätte, wenn ein Mitarbeiter der Forstwirtschaft irgendwann mit einem Betäubungsgewehr reingekommen wäre.

An den Darstellern kann es nicht wirklich gelegen haben, denn die können ja eigentlich alle was.
Das weiß man, wenn man sie mal in anderen Produktionen gesehen hat.
Es muss hier wirklich an der Figurenzeichnung in Bleibtreus Drehbuch und auch an dessen merkwürdigen Reaktionen und Dialogen gelegen haben, dass alles so langweilig und an manchen Stellen sogar lächerlich wirkt.

Eine Szene ist mir noch ganz besonders gut im Gedächtnis.
Bleibtreus Charakter dreht komplett durch und haut den Spiegel im Schlafzimmer kaputt.
Seine Frau kommt rein und sagt vollkommen entgeistert und emotionslos: "Was soll das? Was ist hier los?"
An der Stelle habe ich mir den Arsch abgelacht, weil es so albern, lächerlich und unpassend wirkte.
Und ich bezweifle, dass das die Intention gewesen ist.

Die Story selbst ist super wirr und man hat wirklich Mühe, ihr zu folgen.
Leider ist aber alles so unfassbar langweilig gehalten, dass man kaum Lust dazu hat.
Ich vermute, dass Bleibtreu hier wirklich einen richtig geilen Mindfuck-Film drehen wollte, der aber bedauerlicherweise komplett nach hinten losgegangen ist.
An einer Stelle wird sogar wortwörtlich Christopher Nolans "Inception" erwähnt, der wahrscheinlich auch ein Vorbild hierfür gewesen ist.
Sehr gerne hätte ich einen deutschen "Inception" gesehen. Allerdings war Bleibtreus Debüt bedauerlicherweise sehr weit davon entfernt.
Selbst die Inszenierung und die Bilder wirkten langweilig auf mich und oft hatte ich das Gefühl, dass überhaupt keine interessante Perspektive gesucht, sondern die Kamera einfach wahllos auf die erstbeste Position gestellt wurde, die man ausgemacht hatte.

Ich war wirklich auf das erste Kinoerzeugnis vom Filmemacher Bleibtreu gespannt und fand es, wie gesagt, auch wirklich gut, dass er einen Genrefilm dafür gewählt hat.
Aber leider blieb das Ergebnis völlig hinter meinen Erwartungen zurück.
Auch bei IMDb hat er nur eine Bewertung von 5,3, was jetzt nicht gerade ein absoluter Hit ist.

Falls er in dem Bereich weitermachen sollte, hoffe ich sehr, dass er mit seinem nächsten Film einen richtigen Kracher von guter Qualität abliefert, den zumindest ich ihm für sein Erstlingswerk leider nicht bescheinigen kann.


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Damien3
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Re: Cortex

Beitrag von Damien3 »

Zum Glück hatte ich mich nicht mal rangetraut...hatte schon beim Trailer plötzliche Schlafkrankheit entwickelt.
Ist schon irre das einer der größten aktuellen Darsteller ein Budget bekommt und gute Leute um sich hat und dann nicht abliefern kann.
Ja, ich kann das nicht beurteilen, aber ich glaube dir das es in die Hose ging.
Ich fand ihn ja erschreckend gut in "Nur Gott kann mich richten".
Das ist ein TIPP!! Bitte schaue dir mal diesen Film an.Da ist mir das erste Mal Edin Hasanovic so richtig ins Gesicht gesprungen.
TOLLER dichter Thriller aus deutschen Landen.


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Detlef P.
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Re: Cortex

Beitrag von Detlef P. »

Ha, ich lach mich tot!
In der Tat wollte ich "Nur Gott kann mich richten" schon seit längerer Zeit gucken und hatte mir ihn tatsächlich bereits für DIESE WOCHE vorgenommen, noch bevor Du ihn jetzt erwähnt hast.
Was für ein geiler Zufall :xmas:
Ich werde berichten, sobald ich ihn gesehen habe.

Und "Cortex"... ja, spar ihn Dir lieber...


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