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Der Herr der Industrie und sein Steckenpferd

Verfasst: Di 26. Apr 2005, 07:36
von Voland
Kaurismäki und seine melancholischen Industrie-Dramen sind so eng miteinander verbunden wie Charlie Chaplin mit der Tragikomödie. Diese Stimmung in seinen Filmen ist - soweit ich den Überblick habe - einzigartig. Ist Finnland wirklich so trist in Grün- und Blau-Tönen gehalten?

Wenn die Nacht und der Tag miteinander verschwimmen, die Zeit verblasst bis sie ungültig ist – dann befinden wir uns in einem Film von Aki Kaurismäki.

Schon am Beginn des Films kann man unverkennbar diese Elemente von unbehaglicher Stille, Industrie, Zeitlosigkeit und Melancholie ausmachen. Nur sehr sparsam wird Musik eingesetzt. Sparsam wird auch mit Dialogen umgegangen. Und wenn Dialoge kommen, dann so realitätsfremd, dass man sich einer fremden Welt gegenüber fühlt.

Was haben diese Finnen in den Jahren ihrer Abgeschiedenheit denn bitteschön getrieben? Ist das ihre Kultur? Finnland ist doch so nahe bei uns, gar nicht weit entfernt. Und doch sind sie vollkommen anders.

Dass dieser Film in Großbritannien spielt ist unwesentlich. Er könnte sich in jedem beliebigen Staat abspielen – finnisch wäre er dennoch. Großbritannien bietet jedoch eben diese Industrielandschaft, die schon seit Jahrzehnten in die Mauern und Straßen eingebrannt ist. Die Schauplätze vermitteln schon selbst diese melancholische Atmosphäre.

Ein Kammerspiel, enger Raum, kein Platz für Selbstinszenierung. Es ist beinahe wie im Theater. Nur logisch der Hinweis auf ein Theaterstück in der Vorschau des Fernsehsenders im Anschluss zum Film.

Verfasst: Do 28. Apr 2005, 11:21
von Detlef P.
Hey, mir fällt gerade ein, dass ich den auch mal gesehen habe.
War ganz o.k., wobei ich mit den bisherigen Kaurismäki-Filmen nichts anfangen kann.
Hab noch einen von ihm gesehen, weiß aber nicht mehr worum es da ging (fand ich auch langweilig).

Verfasst: Do 28. Apr 2005, 11:50
von Voland
Kaurismäki wirkt schon so ähnlich, wie Du es sagst. Aber ich würde eher sagen, dass diese depressive Stimmung träge macht. Genau das ist der Grund, weshalb ich nur selten Filme von Fassbinder, Kaurismäki, Ozon und so gucke. Sie alle machen mich träge - aber gefallen tun sie mir trotzdem. Das ist schwer zu beschreiben, aber ich denke Du weißt, was ich meine. ;-)

Verfasst: Do 28. Apr 2005, 11:58
von Detlef P.
Ja, ich weiß was du meinst.
Bei Ozon finde ich das allerdings gar nicht. Da bin ich immer quietschvergnügt, vor allem wenn die Filme dann richtig krank werden (so wie "Sitcom").

Verfasst: Do 28. Apr 2005, 12:37
von Voland
Also so abgehärtet bin ich auch nicht. Gerade "Sitcom" hat mir sehr auf den Magen geschlagen. Das ist doch absolut trist!

Ein weiterer Film mit so einer Wirkung war übrigens "Das große Fressen". Bei solchen Filme bin ich teilweise so down, dass ich das Gefühl habe, ich sei krank.

Verfasst: Do 28. Apr 2005, 12:39
von Detlef P.
Den kenne ich leider immer noch nicht.
Aber meine Mutter hat mir schon oft von dem erzählt.

Verfasst: Do 28. Apr 2005, 12:44
von Murillo
von dem Film hat mir mein alter Kunstlehrer mal erzählt. Den würde ich mir auch gerne mal ansehen.

Verfasst: Do 28. Apr 2005, 12:48
von Voland
"Das große Fressen"?

Mir kam der gar nicht so rar vor. Habe ihn vor einiger Zeit aufgenommen und erst beim zweiten Anlauf geschafft ihn vollständig zu sehen. Sehr erdrückend und heftig.