Wie kann man nur Bücher verbrennen?!

Fahrenheit 451

Hier kann man eigene Filmkritiken vorstellen, bzw. die Kritiken anderer User kritisieren.

Moderator: Damien3

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Voland
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Wie kann man nur Bücher verbrennen?!

Beitrag von Voland »

Tagebucheintrag vom 25. Juni 2004:

Ein Leben ohne Bücher, ohne zu lesen?
Undenkbar! Ray Bradbury hat sich so eine Welt aber vorgestellt – und Truffaut hat sie ausgemalt.

Der Film zeigt ein erschreckendes Szenario, welches unweigerlich an das dritte Reich und die Inquisition erinnert. Doch unter all dieser sozialen Kritik birgt der Film auch Ironie en gros - Ebenso wie uns eine zusätzliche Liebesgeschichte mehr oder weniger in Atem hält. Diese Floskel benutze ich auf Grund einer Szene gegen Ende des Films, wo Montag und Clarisse unerkannt aneinander vorbeigehen. Mir stockte der Atem, ich wusste nicht, ob ich schreien oder schweigen sollte.

Die schon angesprochene Ironie wird vor allem durch die seltsame Funktion der Feuerwehr deutlich. Denn wie käme man auf die Idee, eine Feuerwehr würde Brände löschen? Der Sarkasmus ist hier auch nicht weit, vielleicht sogar ein kleiner Seitenhieb auf den Sozialismus oder gar Kommunismus. Alle Menschen sind gleich, demnach kann man sie ja auch alle als Cousins und Cousinen bezeichnen. Ob das nun der Nachbar oder der Moderator im Fernsehen bzw. der Bildwand ist.

Ach ja, diese wundervolle Bildwand. Sie ersetzt die Familie, wandelt aber auf Pfaden der geistigen Verdummung. Es wird einem nur mehr absolute Unterhaltung geboten. Man muss nicht mehr nachdenken – immerhin könnte so was doch gefährlich werden. Manchmal haben mich diese Bildwände und deren Inhalt an einige Filme der Traumfabrik oder Produktionen der großen deutschen TV-Sender erinnert.

Auch erkennt man in den Gesprächen ein gewisses Niveau, das einen erschreckenden Tiefstand aufweist. Das gefällt unserem Montag natürlich nicht, der durch ein Gespräch mit seiner Nachbarin plötzlich unbekannte Niveausprünge erlebt. Ja, es besteht ein Unterschied zwischen gebildeten und ungebildeten Leuten. Aber kann man deshalb den Leuten, die sich bilden wollen, verbieten sich aus dem Pott der Ungebildeten zu erheben? Auch hier wird die Ironie deutlich, geht doch dieser Versuch in die entgegen gesetzte Richtung einer Schulpflicht.
Aufgezeigt soll aber scheinbar auch die Intoleranz und Abgehobenheit der gebildeten entgegen der ungebildeten Masse werden. Denn so selten kommt es nicht vor, dass sich eine der beiden Parteien für besser hält als die andere – meist aber anders als im Film gezeigt.

Durch diese Begegnung beeindruckt beginnt auch Montag Bücher zu lesen – wie ein Mönch sitzt er heimlich bei fahlem Licht der Lampe in der Küche und arbeitet sich durch die Bücher. Plötzlich kommt auch die Vergangenheit in Form von Erinnerungen wieder.

Ein seltsames Phänomen ist auch dieses Mitläufertum, das mich auch an aktuelle Situationen erinnert. Kaum jemand bildet sich seine eigene Meinung – sei es über den Inhalt der Bücher oder bloß als „Schauspieler“ bei der Familie. Hier wird dieses Mitläufertum geboren.

Bevor ich zum Ende komme, möchte ich noch einige Bücher aufzählen, die in so einem Film verbrannt werden, die nie wieder jemand hätte lesen können – sei es um sich eine Meinung zu bilden oder auch um sich einfach weiterzubilden: Charlie Chaplins Autobiographie, Mein Kampf, Cahiers du Cinema, ja sogar ein Bildband Salvador Dalis, dessen Surrealismus wohl in abgeschwächtem Ausmaß auch Einzug in diesen Film findet.
Zuletzt geändert von Voland am Do 22. Dez 2005, 10:49, insgesamt 1-mal geändert.


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Detlef P.
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Beitrag von Detlef P. »

Gähn!
Gut gemeint, aber bis auf einige Bücherverbrennungen leidlich spannungs- und handlungsarmer Film


"Willst Du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten." (chin. Sprichwort)

"Die Seele ist das Schiff, Vernunft das Steuer und Wahrheit der Hafen." (türk. Weisheit)

"Der größte Feind des Wissens ist nicht Unwissenheit, sondern die Illusion, wissend zu sein." (Daniel J. Boorstin)

Wenn "2010" die Fortsetzung zu "2001" sein soll, dann ist "Sieben" das Prequel zu "8½". (Ich)

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Voland
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Beitrag von Voland »

Handlungsarm ist er nicht, aber spannungsarm in der Tat. Hat ja auch niemand behauptet, dass "Fahrenheit 451" ein Thriller ist. Ihr seid hier eher immer auf Spannung aus, scheint mir. Thriller mag ich persönlich überhaupt nicht, Horror auch nicht so. Ich mag eher stille Dramen, einfache Erzählungen. Habe gestern "Das Zigeunerlager zieht in den Himmel" gesehen - das ist einer jener Filme, die ich mag.


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Detlef P.
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Beitrag von Detlef P. »

Hey, "Das Fest" und "Der Eissturm" sind zwei meiner absoluten Lieblingsfilme. Ich liebe das stille Drama. Aber dabei muss es interessant genug bleiben, sodass man nicht einpennt.


"Willst Du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten." (chin. Sprichwort)

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Voland
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Beitrag von Voland »

Die beiden Filme habe ich nicht gesehen. Ich werde aber das Gefühl nicht los, dass die beiden Filme für mich eher "laut" wären. Wir haben wirklich verschiedene Auffassungen - wie so oft gesagt *g*


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