
Hä? Wer ist bitteschön Wolfgang Ambros??
Es ist schwierig, mit Ausländern über derartige Musiker zu reden wie Wolfgang Ambros, Georg Danzer oder wem auch immer. Das liegt daran, dass sie dem Austropop angehören - einer Musikrichtung, die in etwa mit der NDW verglichen werden kann. Bloß, dass die NDW wohl mittlerweile eher vergessen ist, der Austropop aber seit eh und je boomt.
Da das aber kein Artikel zum Austropop ist - kommt vielleicht noch - werde ich jetzt nur zu Wolfgang Ambros schreiben. Einem Stern aus dieser breiten Menge an Musikern, und vielleicht auch einem der berühmtesten daraus.
Seine Klassiker kennt hier in Österreich jedes Kind - Wolfgang Ambros kennt hier auch jedes Kind. Und ich wette, dass 80% der Österreicher über 15 bei "Die Blume aus dem Gemeindebau" oder "Zwickts mi" mitsingen können. Von Wolfgang Ambros geht eine unglaubliche Kraft aus.
Er schreibt seine Songs selbst und arbeitet auch viel mit dem Herrn Prokopetz zusammen. Die beiden sind wohl eines der besten Gespanne der österreichischen Musikgeschichte. Ein Musiker und ein Dichter. Was will man mehr? Sie haben Gedichte vertont, Theater geschaffen und einfach nur Hits produziert.
Aber ich beginne einfach mit der Biographie. Da kann man sich erstmal in die Person Wolfgang Ambros hineinversetzen.
Biographie
Geboren wurde Wolfgang Ambros am 19. März 1952 in Preßbaum. Das ist sogar hier in meiner Nähe und auch ein wichtiger Faktor bei der Verbreitung bzw. Beliebtheit des Austropop. Aber dazu später.
Seine Eltern waren Lehrer - sein Vater sogar Direktor einer Volkssschule. Ich glaube das nennt man bei Euch Grundschule.
Seine Schulzeit war sehr abwechslungsreich. Auf Grund schlechter Noten wechselte er vom Gymnasium in die Hauptschule und lässt sich anschließend zum Siebdrucker ausbilden. In seiner Klasse an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien gibt es aber noch einen Jungen. Einen, der gerne Gedichte verfasst und zu denen Ambros die Musik komponiert. Dieser Junge heißt Joesi Prokopetz und wird mal einer der besten Freunde von Ambros.
Ambros hats aber nicht so mit Schulen. Er fliegt nach einiger Zeit aus disziplinären Gründen raus und vertreibt sich die Zeit mitunter auch als Plattenverkäufer. 1970 dann verbringt er sogar ein Jahr in London.
Zurück in Wien beginnt er wieder mit seinem Lieblingsjob - Plattenverkäufer. Der Theseustempel wird Treffpunkt einiger seiner Freunde, wo er auch Lieder singt. So auch "Da Hofa". Ein sehr düsteres Gedicht von Joesi Prokopetz. Ein verdammter Song! Bitter, düster, brutal und es spricht vielen aus der Seele bzw. berührt die österreichischen Massen. So wird es nach anfänglichem Schock auch noch zur Nummer 1 der österreichischen Charts.
1972 ist es dann so weit und Ambros nimmt ein Album auf. Dazu kommt aber noch eine Künstlergruppe, zu der neben Prokopetz auch Manfred Tauchen hinzustößt. Diese 3 haben ein gemeinsames Stück, ein Meisterstück - den Watzmann.
Im darauffolgenden Jahr dann die nächste Skandalsingle - Tagwache. Eine Demonstration gegen das Bundesheer. Aber dermaßen bedeutungsschwanger und real, dass sie seit 1973 der Song aller Grundwehrdiener ist. In den Kasernen teilweise immer noch verboten hört man den - früher vom Radio boykottierten - Song noch des Öfteren als Wunsch von Grenzsoldaten, während sie gerade im Dienst sind.
Ein Liedermacher für die Massen also, wie man schön langsam erkennen kann. Seine Stücke beziehen sich sehr stark auf eigene Erlebnisse und gerade das macht sie so wertvoll. Ein jeder versteht sie, die Musik dieses "Volksmusikers".
Der Versuch einer hochdeutschen Platte scheiterte jedoch. Ambros ist Österreicher, Wiener und da spricht man nun mal nicht hochdeutsch.
Es folgen aber dennoch eine Reihe an Hits. Ambros ist nicht mehr zu bremsen. Wobei einer seiner größten Hits jedoch erst Jahre später zu dem wird was er ist. Dieser Hit hieß "A Mensch möcht i bleibn". Eine Anklage an den Fortschritt - und wieder ein Sprachrohr für das Volk.
Der Durchbruch kam dann jedoch mit seinem bisher besten Album: "Es lebe der Zentralfriedhof". Enstanden ist dieses Album und insbesondere der gleichnamige Song auf Grund der 100-Jahr-Feier des Wiener Zentralfriedhof.
Nun, da der Ruhm da war und er selbst mehr und mehr bestimmen konnte folgte im Jahr 1976 die Gründung seiner Band "Die Nr.1 vom Wienerwald". Er spielte in Filmen, schrieb Theaterstücke und Musicals mit anderen österreichischen Größen und verfasste einen Song nach dem anderen.
Seine Alben bekamen mehr und mehr eine bestimmte Thematik. "Schaffnerlos" war eine Hommage an die immer seltener werdenden Schaffner. "Wie im Schlaf" ist ein Übertrag vieler Bob Dylan Hits ins Wienerische.
Nach etlichen Alben heiratet er endlich - seine Frau Margit. Und wieder ein Bezug zum Volk (Margits Bruder war beispielsweise ein Schulkollege meines Vaters - also auch hier aus der Nähe). Man könnte sagen, er blieb bodenständig. Das war 1982, wo er dann im April auch noch seinen Sohn gebar - besser gesagt guckte er bloß dabei zu.
Ein ausverkauftes Konzert nach dem anderen. Er bricht Rekorde. Die Wiener Stadthalle war bei seinen 3 Konzerten 1984 alle drei mal ausverkauft!
Mittlerweile kommen zu seinen Alben immer mehr Greatest Hits Sampler und Erinnerungsscheiben hinzu. Aber er ist noch lange nicht müde - auch wenn er manchmal zu tief ins Glas sieht und das immer häufiger wird.
Discographie
Reguläre Alben:
Alles andere zählt net mehr (1972)
Eigenheiten (1973)
Es lebe der Zentralfriedhof (1975)
19 Class A Numbers (1976)
Hoffnungslos (1977)
Wie im Schlaf - Lieder von Bob Dylan (1978)
Live...auf ana langen finster'n Stross'n (1979)
Nie und nimmer (1979)
Weiß wie Schnee (1980)
Selbstbewusst (1981)
Der letzte Tanz (1983)
Der Sinn des Lebens (1984)
Nr. 13 (1986)
Gewitter (1987)
Mann und Frau (1989)
Stille Glut (1990)
Äquator (1992)
Wasserfall (1994)
Verwahrlost aber frei (1996)
Voom Voom Vanilla Camera (1999)
Nach mir die Sintflut - Ambros singt Waits (2000)
Namenlos (2003)
Live-Alben:
Open Air (1983, mit Rainhard Fendrich)
Selected Live (1986)
Gala Concert (1987, mit Jessye Norman und Friedrich Gulda)
Watzmann Live (1991, Live-Album zum Hörspiel)
Verwahrlost aber live (1997)
Hoffnungslos selbstbewusst (2002)
Hörspiele:
Fäustling (1973)
Der Watzmann ruft (1974)
Schaffnerlos (1978)
Augustin (1981)
Bedeutende Stücke
Da Hofa (1971)
Tagwache (1973)
A Mensch möcht i bleibn (1974)
Zwickts mi (1975)
Baba und foi ned (1976)
Hoit do is a Spoit (1976)
Schifoan (1976)
Die Blume aus dem Gemeindebau (1977)
Langsam wachs ma z'samm (1986)