Wolfgang Ambros

Hier kann man sich über alles unterhalten, was das Thema Musik betrifft.

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Voland
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Wolfgang Ambros

Beitrag von Voland »

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Hä? Wer ist bitteschön Wolfgang Ambros??

Es ist schwierig, mit Ausländern über derartige Musiker zu reden wie Wolfgang Ambros, Georg Danzer oder wem auch immer. Das liegt daran, dass sie dem Austropop angehören - einer Musikrichtung, die in etwa mit der NDW verglichen werden kann. Bloß, dass die NDW wohl mittlerweile eher vergessen ist, der Austropop aber seit eh und je boomt.

Da das aber kein Artikel zum Austropop ist - kommt vielleicht noch - werde ich jetzt nur zu Wolfgang Ambros schreiben. Einem Stern aus dieser breiten Menge an Musikern, und vielleicht auch einem der berühmtesten daraus.


Seine Klassiker kennt hier in Österreich jedes Kind - Wolfgang Ambros kennt hier auch jedes Kind. Und ich wette, dass 80% der Österreicher über 15 bei "Die Blume aus dem Gemeindebau" oder "Zwickts mi" mitsingen können. Von Wolfgang Ambros geht eine unglaubliche Kraft aus.

Er schreibt seine Songs selbst und arbeitet auch viel mit dem Herrn Prokopetz zusammen. Die beiden sind wohl eines der besten Gespanne der österreichischen Musikgeschichte. Ein Musiker und ein Dichter. Was will man mehr? Sie haben Gedichte vertont, Theater geschaffen und einfach nur Hits produziert.

Aber ich beginne einfach mit der Biographie. Da kann man sich erstmal in die Person Wolfgang Ambros hineinversetzen.


Biographie

Geboren wurde Wolfgang Ambros am 19. März 1952 in Preßbaum. Das ist sogar hier in meiner Nähe und auch ein wichtiger Faktor bei der Verbreitung bzw. Beliebtheit des Austropop. Aber dazu später.
Seine Eltern waren Lehrer - sein Vater sogar Direktor einer Volkssschule. Ich glaube das nennt man bei Euch Grundschule.

Seine Schulzeit war sehr abwechslungsreich. Auf Grund schlechter Noten wechselte er vom Gymnasium in die Hauptschule und lässt sich anschließend zum Siebdrucker ausbilden. In seiner Klasse an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien gibt es aber noch einen Jungen. Einen, der gerne Gedichte verfasst und zu denen Ambros die Musik komponiert. Dieser Junge heißt Joesi Prokopetz und wird mal einer der besten Freunde von Ambros.

Ambros hats aber nicht so mit Schulen. Er fliegt nach einiger Zeit aus disziplinären Gründen raus und vertreibt sich die Zeit mitunter auch als Plattenverkäufer. 1970 dann verbringt er sogar ein Jahr in London.

Zurück in Wien beginnt er wieder mit seinem Lieblingsjob - Plattenverkäufer. Der Theseustempel wird Treffpunkt einiger seiner Freunde, wo er auch Lieder singt. So auch "Da Hofa". Ein sehr düsteres Gedicht von Joesi Prokopetz. Ein verdammter Song! Bitter, düster, brutal und es spricht vielen aus der Seele bzw. berührt die österreichischen Massen. So wird es nach anfänglichem Schock auch noch zur Nummer 1 der österreichischen Charts.

1972 ist es dann so weit und Ambros nimmt ein Album auf. Dazu kommt aber noch eine Künstlergruppe, zu der neben Prokopetz auch Manfred Tauchen hinzustößt. Diese 3 haben ein gemeinsames Stück, ein Meisterstück - den Watzmann.

Im darauffolgenden Jahr dann die nächste Skandalsingle - Tagwache. Eine Demonstration gegen das Bundesheer. Aber dermaßen bedeutungsschwanger und real, dass sie seit 1973 der Song aller Grundwehrdiener ist. In den Kasernen teilweise immer noch verboten hört man den - früher vom Radio boykottierten - Song noch des Öfteren als Wunsch von Grenzsoldaten, während sie gerade im Dienst sind.

Ein Liedermacher für die Massen also, wie man schön langsam erkennen kann. Seine Stücke beziehen sich sehr stark auf eigene Erlebnisse und gerade das macht sie so wertvoll. Ein jeder versteht sie, die Musik dieses "Volksmusikers".

Der Versuch einer hochdeutschen Platte scheiterte jedoch. Ambros ist Österreicher, Wiener und da spricht man nun mal nicht hochdeutsch.

Es folgen aber dennoch eine Reihe an Hits. Ambros ist nicht mehr zu bremsen. Wobei einer seiner größten Hits jedoch erst Jahre später zu dem wird was er ist. Dieser Hit hieß "A Mensch möcht i bleibn". Eine Anklage an den Fortschritt - und wieder ein Sprachrohr für das Volk.

Der Durchbruch kam dann jedoch mit seinem bisher besten Album: "Es lebe der Zentralfriedhof". Enstanden ist dieses Album und insbesondere der gleichnamige Song auf Grund der 100-Jahr-Feier des Wiener Zentralfriedhof.

Nun, da der Ruhm da war und er selbst mehr und mehr bestimmen konnte folgte im Jahr 1976 die Gründung seiner Band "Die Nr.1 vom Wienerwald". Er spielte in Filmen, schrieb Theaterstücke und Musicals mit anderen österreichischen Größen und verfasste einen Song nach dem anderen.

Seine Alben bekamen mehr und mehr eine bestimmte Thematik. "Schaffnerlos" war eine Hommage an die immer seltener werdenden Schaffner. "Wie im Schlaf" ist ein Übertrag vieler Bob Dylan Hits ins Wienerische.

Nach etlichen Alben heiratet er endlich - seine Frau Margit. Und wieder ein Bezug zum Volk (Margits Bruder war beispielsweise ein Schulkollege meines Vaters - also auch hier aus der Nähe). Man könnte sagen, er blieb bodenständig. Das war 1982, wo er dann im April auch noch seinen Sohn gebar - besser gesagt guckte er bloß dabei zu.

Ein ausverkauftes Konzert nach dem anderen. Er bricht Rekorde. Die Wiener Stadthalle war bei seinen 3 Konzerten 1984 alle drei mal ausverkauft!

Mittlerweile kommen zu seinen Alben immer mehr Greatest Hits Sampler und Erinnerungsscheiben hinzu. Aber er ist noch lange nicht müde - auch wenn er manchmal zu tief ins Glas sieht und das immer häufiger wird.


Discographie

Reguläre Alben:

Alles andere zählt net mehr (1972)
Eigenheiten (1973)
Es lebe der Zentralfriedhof (1975)
19 Class A Numbers (1976)
Hoffnungslos (1977)
Wie im Schlaf - Lieder von Bob Dylan (1978)
Live...auf ana langen finster'n Stross'n (1979)
Nie und nimmer (1979)
Weiß wie Schnee (1980)
Selbstbewusst (1981)
Der letzte Tanz (1983)
Der Sinn des Lebens (1984)
Nr. 13 (1986)
Gewitter (1987)
Mann und Frau (1989)
Stille Glut (1990)
Äquator (1992)
Wasserfall (1994)
Verwahrlost aber frei (1996)
Voom Voom Vanilla Camera (1999)
Nach mir die Sintflut - Ambros singt Waits (2000)
Namenlos (2003)

Live-Alben:

Open Air (1983, mit Rainhard Fendrich)
Selected Live (1986)
Gala Concert (1987, mit Jessye Norman und Friedrich Gulda)
Watzmann Live (1991, Live-Album zum Hörspiel)
Verwahrlost aber live (1997)
Hoffnungslos selbstbewusst (2002)

Hörspiele:

Fäustling (1973)
Der Watzmann ruft (1974)
Schaffnerlos (1978)
Augustin (1981)


Bedeutende Stücke

Da Hofa (1971)
Tagwache (1973)
A Mensch möcht i bleibn (1974)
Zwickts mi (1975)
Baba und foi ned (1976)
Hoit do is a Spoit (1976)
Schifoan (1976)
Die Blume aus dem Gemeindebau (1977)
Langsam wachs ma z'samm (1986)
Zuletzt geändert von Voland am Sa 4. Jun 2005, 14:08, insgesamt 2-mal geändert.


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Beitrag von Voland »

Ich hoffe es ist okay, wenn man hier Texte reinschreibt. Ist (mehr oder weniger) abgeschrieben von der Wolfgang Ambros Homepage - nicht kopiert, weil alles in Blockbuchstaben ist. Außerdem fand ich, dass die Wortwahl ein wenig schlecht war. Zu wenig Lautsprache für den österreichischen Dialekt, zu wenig Atmosphäre eingefangen. Wenn Ihr eine Übersetzung braucht, werde ich mich mal dransetzen - ist kein Problem ;-)

http://www.wolfgangambros.at

Jetzt aber zu seinem ersten Hit:


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Da Hofa
(Ambros, Prokopetz)

Schau, da liegt a Leich' im Rinnsal,
des Blut rinnt in Kanal.
Heast des is makaber,
do liegt jo a Kadaver.

Wer ist denn des, kennst Du den?
Bei dem zerschund'nen G'sicht
kann i des net sehn.

Da Hofa war's vom Zwanz'ger Haus,
der schaut ma so verdächtig aus.
Da Hofa hat an Anfall g'kriagt
und hat de Leich' do massakriert!

Da geht ein Raunen durch die Leut'
und jeder hat sei Freud.
Da Hofa war's, der Sind'nbock,
den eh kaner mog.

Und da Hauf'n bewegt sich viere,
zum Hofa seiner Türe.
Da schrein die Leut':
"Kumm aussa Mörder, aus is' heut'!
Geh', mach auf de Tür!
Heut' is aus mit Dir!

Weil für Dei Verbrechen musst heut zahl'n!
Geh' kumm aussa do,
wir drah'n Dir de Gurgel o,
weil Du hast kane Freund' die Dir de Stangen halt'n!

Meuchelmörder, Leut'schinder,
de Justiz woa heute g'schwinda
als was D'glaubst,
oiso Hofa, kommen's raus."

Und sie bumpern an die Tür,
und machen an Krawall ois wir.
Und sie tret'n sie glatt ein,
tät da die Hausmeisterin net sein.

Die sagt: "Was iss'n meine Herrn?
Tan S' mir doch den Hausfried'n net stör'n.
Denn eines weiß ich ganz gewiss,
dass die Leich' da Hofa is."


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Murillo
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Beitrag von Murillo »

ich habe mich da jetzt mal ein bisschen schlau gemacht und mir "Es lebe der Zentralfriedhof" und "Die Blume aus dem Gemeindebau" angehört.
Klingt wie eine Kreuzung aus Rio Reiser und Falco. :mrgreen:
Sehr geile Musik und interessante Texte.
Werde ihn mal im Auge behalten.


"Wenn etwas klappt, ist es meistens nur Glück. Deshalb sollte man nie zuviel Ahnung von einer Sache haben" (alte japanische Programmiererweisheit)

Neulich im Waschsalon:
"Nachdem mir bereits "Network" sehr gut gefallen hat, gewinne ich langsam wirklich Respekt vor Sidney Lumet."
"Du unnützer nichtsbringender mittzwanziger Fliegenschiss bekommst "langsam" Respekt vor Sidney Lumet?"
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Beitrag von Voland »

Keine Ahnung wer Rio Reiser ist. Aber Falco ist ein wichtiger Teil des Austropop. In gewisser Weise sind die Austropopper alle ähnlich. Und diese Ähnlichkeit wirst Du meinen.

Ich denke mal, es ist sicher nicht so einfach die Texte als Deutscher zu verstehen. Aber man gewöhnt sich auch an das - ich weiß wovon ich spreche *g*


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Beitrag von Murillo »

Voland hat geschrieben:Keine Ahnung wer Rio Reiser ist.
Oh mein Gott. Es tun sich erschreckende Abgründe im Kulturaustausch zwischen Deutschland und Österreich auf.
Rio Reiser ist einer der großartigsten deutschen Komponisten.
Ich werde bei Gelegenheit einen Thread über ihn eröffnen.
Voland hat geschrieben: Ich denke mal, es ist sicher nicht so einfach die Texte als Deutscher zu verstehen.
Eine sprachliche Hürde besteht da meiner Meinung nach überhaupt nicht. Oder meinst du, dass seine Texte so sehr auf die österreichische Gesellschaft bezogen sind, dass ein Deutscher das nicht nachvollziehen kann?


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Beitrag von Voland »

Tu das, würde mich freuen was über diesen Rio Reiser zu lesen.

Ich sprach eher die sprachliche Barriere an. Schließlich haben genug Deutsche so ihre Probleme mit dem österreichischen Dialekt. Das merkt man am meisten bei den österreichischen Filmen, wenn sie für Deutschland untertitelt werden :wink:


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Beitrag von Voland »

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A Mensch möcht i bleibn

A Mensch möcht i blein
und net zur Nummer möcht i werdn
und Menschen möcht i sehn
weil i bin sehr dagegn,
dass ma unsere Häuser nur mehr für Roboter baun
die deppert nur in Fernseher schaun.

A Mensch möcht i bleibn,
a klein's Geheimnis möcht i habn,
Lieder möcht i schreibn,
nach schönen Steinen möcht i grabn.

I möcht singen und lachen
und tun was i wü.
Aber i glaub, da verlang i scho z'vü.

A Mensch möcht i bleibn
und i wü net verkauft werdn,
wie irgendein Stückl War'.
Net alles was an Wert hat, muss a an Preis habn.
Aber mach des amoi wem klar.

A Mensch möcht i bleibn,
net als Leich' möcht i sterbn,
weil es is zum speibn,
zum kotzn und zum rehrn.

Wenn man sieht was die Leut' aufführn
für des depperte Geld.
Es ist doch ganz was anders, des zählt.

A Mensch möcht i bleibn
und i wü net verkauft werdn,
wie irgendein Stückl War'.
Net alles was an Wert hat, muss a an Preis habn.
Aber mach des amoi wem klar.

A Mensch möcht i bleibn,
mei Lebn möcht ich lebn.
A Mensch möcht i bleibn
und i werd alles dafür gebn,

dass i des morg'n erreicht hab
wovon i heute noch träum -
i wü net, dass i irgendwas versäum.


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Detlef P.
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Beitrag von Detlef P. »

Ich stell nachher mal Hansi Hinterseer rein :lach:


"Willst Du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten." (chin. Sprichwort)

"Die Seele ist das Schiff, Vernunft das Steuer und Wahrheit der Hafen." (türk. Weisheit)

"Der größte Feind des Wissens ist nicht Unwissenheit, sondern die Illusion, wissend zu sein." (Daniel J. Boorstin)

Wenn "2010" die Fortsetzung zu "2001" sein soll, dann ist "Sieben" das Prequel zu "8½". (Ich)

Las-Vegas-Ambiente :fuckU: (Insider)
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Beitrag von Voland »

:evil: Was hat Hansi mit Wolferl zu tun? Willst Du mich veräppeln? Austropop ist was anderes als Schlager *grummel*.


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Beitrag von Voland »

Nach der Hymne gegen den Fortschritt und der Abstufung der Menschen vom letzten Mal will ich Euch nun ein Stück über das österreichische Bundesheer zeigen. "Tagwache" ist ein heftiger Song, der dem Heer immer noch sauer aufstößt. Es geht sogar das Gerücht um, dass er es über einen Vizeleutnant in meiner ehemaligen Kaserne schrieb. Dafür sprechen würde das strenge Verbot, dass es in unserer Kaserne zu diesem Lied gab.

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Tagwache
(Ambros/Prokopetz)

"Links um! Rechts um!",
schallt es schroff
über den Kasernenhof.

Grau in grau, wohin i schau.
Und aner, a ganz a klaner,
der schreit und wird immer länger.

Und er schreit und er schreit und
er schreit und schreit
bis eam de Augn wie Topfnnockerl aussehängan.

Ja, ja in Zivil,
da war er net viel.
Aber beim Militär, da is er wer,
ja, da is er wer.

Ja, ja in Zivil,
da war er net viel.
Aber beim Militär, da is er wer,
ja, da is er wer.

Im Gleichschritt musst sogar zum Essen gehn,
a halbe Stund lang Schlangen stehn.
Des is ja wie im Häfn.

Drum hebts die Hand,
zum Kappenrand.
Wir leben in an schenen, in an schenen, freien Land.

Ja und da gibts so Weh,
die leben a no von dem Schmäh.
Ja und da gibts so Weh,
die leben a no von dem Schmäh.

Ja, ja in Zivil,
da waren s' net viel.
Aber beim Militär,
da san s' jetzt wer,
ja, da san s' jetzt wer.

Ja, ja in Zivil,
ja da waren s' net viel.
Aber jetzt beim Militär,
da san s' hoit wer,
ja, da san s' hoit wer.

Mitn G'wehr und mit Sturmgepäck,
liegst an hoibn Tag im Dreck.
Weils da Lüü hoit so wü.

"Decken!", platsch,
und schon wieder liegst im Gatsch.
Aber was, was is der Herr Minister?

Ja, was is er schon und was kann er no werdn
gegn an völlig fetten Abrüster?
I sag "Auf Wiederschaun meine Herrn,
und jetzt habt's mi gern."

Ja, ja in Zivil,
des is a G'fühl, ja des is a G'fühl.
Und nimmer mehr,
beim Militär, beim Militär.
Und nimmer mehr,
beim Militär.

Ja, ja in Zivil,
des is a G'fühl, a leiwaundes G'fühl.
Und nimmer mehr,
beim Militär, beim Militär.
Des is so leiwaund!
Wiederschaun meine Herrn!
Mit mir könnts nimmer plärrn!
Und i pfeif auf Eichere Stern!

Habt Acht! Rechts um! Im Schritt Marsch! Links, zwo, drei, vier, links zwo, drei,...


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Beitrag von Voland »

Das macht Spaß, seine Texte hier abzutippen. Ich schreibe sie mittlerweile aber von den Songs selbst ab - da ich auf die Versionen aus dem Internet nicht vertraue.
Jetzt kommt ein ganz großer Klassiker, der neben "I am from Austria" als geheime Hymne Österreichs gehandelt wird.


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Schifoan
(Ambros/Ambros)

Am Freitag auf'd Nacht montier i de Schi
auf mei Auto und dann begib i mi
ins Stubaital oder nach Zell am See.
Weil dort auf de Berg oben ham s' imma an leiwaunden Schnee.

Weil i wü Schifoan, Schifoan.
Oh, oh, oh, oh Schifoan.
Weil Schifoan is des Leiwaundste,
was ma si nur vorstelln kann.

In der Fruah bin i da erste, der was auffe foat,
damit i net so lang aufs Auffefoan woat.
Obn auf da Hütt'n, kauf i ma an Jägertee.
Weil so a Tee, macht den Schnee erst so richtig schee.

Weil i wü Schifoan, Schifoan.
Oh, oh, oh, oh Schifoan.
Weil Schifoan is des Leiwaundste,
was ma si nur vorstelln kann.

Und wann der Schnee staubt, und wann de Sonn' scheint,
dann hab i alles Glück in mir vereint.
I steh am Gipfel, schau obe ins Tal.
Ein jeder is glücklich, ein jeder fühlt si wohl

und wü nur Schifoan, Schifoan,
Schifoan, Schifoan.
Weil Schifoan is des Leiwaundste,
was ma si nur vorstelln kann.

Am Sonntag auf'd Nacht montier i de Schi
auf mei Auto, aber dann überkommt's mi.
Und i schau no amoi auffe, und denk ma "Aber wo!
I foa no net z'haus. I bleib am Montag a no do!"

Schifoan, Schifoan.
Oh, oh, oh, oh Schifoan.
Weil Schifoan is des Leiwaundste,
was ma si nur vorstelln kann.


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Beitrag von Murillo »

den kenne ich jetzt auch, ist im Gegensatz zu den anderen aber doch teilweise etwas schwierig zu verstehen. Gut, dass ich hier endlich mal den Text zum mitsingen habe. :mrgreen:


"Wenn etwas klappt, ist es meistens nur Glück. Deshalb sollte man nie zuviel Ahnung von einer Sache haben" (alte japanische Programmiererweisheit)

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"Nachdem mir bereits "Network" sehr gut gefallen hat, gewinne ich langsam wirklich Respekt vor Sidney Lumet."
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Beitrag von Voland »

"Schifoan" ist deutlich roher als seine anderen Stücke. Es ist eine bloße Liebeserklärung an eines der wichtigsten Hobbies der Österreicher. Dabei hat er nicht darauf geachtet, dass er irgendwelche Regeln einhält oder ob er dabei der deutschen Sprache trotzt. Ein sehr einfacher Song, auch ohne tieferen Sinn - dennoch ein großer Klassiker.

Freut mich aber echt, dass ich Dich für Wolfgang Ambros begeistern konnte - oder dass Du von ihm begeistert bist. Ich suche immer noch nach Rio Reiser Songs. Kazaa will da nicht so machen wie ich. Aber ich bin dran, dauert nicht mehr lange. :)


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Beitrag von Voland »

Dieser Song hier ist ein überaus witziges Stück von Fendrich und Ambros. Eigentlich ein Sauflied, im Stile einer Wienerliedes aufgezogen - oder gar ein Wienerlied, von Ambros und Fendrich nachgesungen?

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Heut bin i wieder fett wie ein Radierer

Wenn ich auf'd Nacht beim Wein sitz',
mich systematisch einspritz',
dann ist des zwar net g'sund,
doch ich hab meinen Grund.

Mei Frau is schiach zum fiachtn,
i pack's net bei da Niachtn.
Doch komm' i angstraht z'haus
macht mir des gar nichts aus.

Dann bin i furchtbar lieb zu ihr
und sing schon in der Eingangstür:

"Heut bin i wieder fett wie ein Radierer,
Du brauchst Di net versteckn, trau Di viera.
Komm her und lass Di anschaun meiner Söl',
Du kommst mir direkt schee vor in mein Öl.

Du wirst mit jedem Vierterl immer scheener.
Zwa Vierterl no und Du bist Miss Vienna.
I sauf mi täglich an in aner Tour,
des is Dei allerbeste Schönheitskur."

Dann komm i mit an Fetzn z'haus
und sing schon laut im Stiegenhaus:

"Heut bin i wieder fett wie ein Radierer,
Du brauchst Di net versteckn, trau Di viera.
Komm her und lass Di anschaun meiner Söl',
Du kommst mir direkt schee vor in mein Öl.

Du wirst mit jedem Vierterl immer scheener.
Zwa Vierterl no und Du bist Miss Vienna.
I sauf mi täglich an in aner Tour,
des is Dei allerbeste Schönheitskur."


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Beitrag von Voland »

Bild
Ich habe vor kurzer Zeit begonnen Alben von Wolfgang Ambros zu sammeln. Es war endlich an der Zeit, sich auch mit den weniger bekannten Stücken zu befassen. Das ist glücklicherweise bei Ambros relativ einfach, da er auch in Deutschland (Amazon-Land) eher zu den bekannteren Interpreten Österreichs zählt. Daher ist dort auch eine Vielzahl seiner CDs erhältlich.

Bloß die erste CD gab es nicht. Die fand ich aber durch Zufall in einem Laden. Es war ein sehr glücklicher Zufall, denn ich habe damit die bisher beste CD von Wolfgang Ambros erstanden. Der ganze "Wolferl" steckt in diesem Album! Es ist kaum zu glauben, dass das so intensiv ist.

Seine rohe Stimme von damals. Er konnte nicht wirklich singen, hatte eine ungebildete Stimme. Aber dennoch war es etwas anderes, als die ungebildeten Stimmen (DSDS, Spears,...) von heute. Von der Stimme geht eine eigene Faszination aus, die mit der Zeit doch deutlich abgeschwächt ist. Sie ist zwar noch da, aber diese Brutalität ist langsam abgeflaut.

Die Stücke, lauter vertonte Gedichte von Joesi Prokopetz. Düster, dunkel und makaber. Perfekt für Wolfgang Ambros und ein glatter Wahnsinn. Jede Sekunde des Albums ist von so zerstörerischer Wucht. Ich bin absolut verliebt in diese Scheibe.

Vielleicht werde ich noch die Stücke einzeln abhandeln, aber vorerst wollte ich das Album vorstellen. Wer ein wenig mit Ambros anfangen kann, der sollte versuchen an die CD ranzukommen.


Tracklist:

~ Franz Pokorny, 60, Hausbesorger ("A Hausmasta is a Respektsperson!")
~ Du bist wia de Wintasun
~ De oidn Leit
~ I bin allan
~ Ollas aundre zöht net mea . . .
~ Der Baum
~ De Bruckn
~ Da Hofa
~ Aun so an Plotz
~ Sexualverbrecha
~ I bin nur a Pompfinewra


Ich bin für geistige Zensur. Filme werden moralisch und politisch begutachtet, aber die Dummheit darf passieren.
[René Clair]
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Beitrag von Voland »

!!! ANS | ZWA | DREI | TAGWACHE !!!

Wolfgang Ambros in Concert, am 26.08.2005

Ich hatte Furcht vor diesem Tag, denn es war etwas Unbekanntes für mich. Klar, ich war als kleiner Junge mal auf einem Konzert im Ort - doch das war schon so fern. Doch der Tag kam immer näher. Was tun, mein Kopf schmerzte doch?!

Es wurde Abend und ich stand dort vor der Bühne auf dem Trainingsplatz des FC Mistelbach. In 500 Metern Entfernung meine ehemalige Kaserne. Den Platz kannte ich nur zu gut, das war ein wenig beruhigend. Doch wie sollte ich mich verhalten, wenn nun dieser Musiker und seine Band auf die Bühne kam?

Ein wenig hatte ich noch Zeit, erst spielte die Vorband. Und davor wurden noch die weiblichen Gewinner eines Contests vorgeführt. Bloß hat mich das gar nicht erleichtert. Ich stand bloß da, wurde mit der Musik nicht warm. Sollte ich die nächsten Stunden auch so im Regen stehen und nicht wissen wohin mit mir?

Selbst nach dem ersten Lied der so genannten Hauptattraktion fehlte mir der Bezug. Aber dann war es so weit - die Hits wurden gespielt. Nach zwei neuen Songs kam "Heite drah' I mi ham" - der Beginn seiner nekrophilen Trilogie, wie er sie nannte.

Und spätestens als er den Fotzhobel ansetze war es um mich geschehen. Ich war nicht mehr ich selbst, habe gebrüllt, habe mir die Seele aus dem Leib gesungen. Ich kann doch all die Songs, habe sie seit frühester Kindheit immer wieder gehört. Mit dieser Art von Musik wächst man hier in Österreich auf.

Das erkennt man auch an den Besuchern dieses Konzerts. Hier waren wohl mehr Altersklassen vertreten als auf einem Konzert der Stones. Aber so ist das nun mal mit dem Austropop. Eine Musikrichtung, die jeglichem Zeitgefühl trotzt.

Nun, ich wurde also doch noch warm, besser gesagt heiß. Seine größten Hits kamen, Coverversionen von den Kinks (wie herrlich!), Waits und Dylan. Und dann, nach einer kurzen Pause war es so weit. Das Publikum war durstig, durstig nach dem Stück, dass er für diese Stadt geschrieben hat: TAGWACHE!

Die (kleine) Menge tobte! Die Kaserne nur wenige hundert Meter weit weg, seine ehemalige Kaserne. Und er hat es gesungen. Er hat dieses Lied gesungen, getragen von der Masse, die ihr bestes dabei gegeben hat.

Ein Erlebnis, das seinesgleichen sucht. Ich weiß nun, dass ich viel verpasst habe, was Konzertbesuche betrifft. Doch das hier war ein ganz besonderes für mich.


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Beitrag von dr. gnir sinep »

Und spätestens als er den Fotzhobel ansetze
was ist den ein "fotzhobel"? :?????:


der fernseher ist mein fenster zur welt. ;)
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Beitrag von Voland »

Weiß nicht genau wie Ihr das nennt - bei uns heißt es auch noch Mundharmonika. Aber ich glaube, dass das bei Euch unter einem anderen Begriff bekannt ist.


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Beitrag von dr. gnir sinep »

klar... ne mudharmonika is hier allseits bekannt...
fotzhobel klingt nur etwas sehr eigenartig...


der fernseher ist mein fenster zur welt. ;)
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Voland
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Beitrag von Voland »

Wieso? Fotz ist der Mund und eine Harmonika hobelt ja mehr oder weniger drüber.


Ich bin für geistige Zensur. Filme werden moralisch und politisch begutachtet, aber die Dummheit darf passieren.
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Murillo
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Beitrag von Murillo »

Muhahaha, das klingt wirklich sehr eigenartig.
Aber wo wir grade bei der Sprache sind. Wie lautet die deutsche Übersetzung zu "leiwaund"?
Das kommt nämlich in vielen seiner Songs vor und ich weiß immer noch nicht, was es nun genau bedeutet.


"Wenn etwas klappt, ist es meistens nur Glück. Deshalb sollte man nie zuviel Ahnung von einer Sache haben" (alte japanische Programmiererweisheit)

Neulich im Waschsalon:
"Nachdem mir bereits "Network" sehr gut gefallen hat, gewinne ich langsam wirklich Respekt vor Sidney Lumet."
"Du unnützer nichtsbringender mittzwanziger Fliegenschiss bekommst "langsam" Respekt vor Sidney Lumet?"
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Voland
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Beitrag von Voland »

"Leiwaund" ist etwas, wenn es toll, cool, klasse, einfach,... ist.


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