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Volands Wenn die Kraniche ziehen

Verfasst: So 12. Jun 2005, 20:07
von Voland
Das ist wohl einer der traurigsten Filme, den ich in der letzten Zeit gesehen habe. Der Versuch, mich in die Gefühlswelt von Veronika hineinzuversetzen gipfelte in einer völligen Gebrochenheit meinerseits.
Wer liebt, der empfindet Gefühle, die scheinbar anderen Menschen unmöglich erscheinen. So war es auch bei Veronika der Fall, die jedoch ihren Verlobten in seiner Abwesenheit, der Verteidigung des Vaterlandes, betrogen hat. Sie heiratete dessen Bruder und hat somit sich selbst und ihre Liebe zu Boris hintergangen. Doch sie hat bereut und all ihre Sinne warten nur mehr auf Boris und darauf, ob er ihr vergeben kann. Jedoch wird sie dies nie erfahren. In dieser Situation liegt eine Ausweglosigkeit des Charakters, auf die man erst gefasst zu sein scheint, doch als sie letztendlich eintritt, vergisst man all das und zerbricht.
Schon als sie die Worte "...ich liebe dich und ich vertraue dir..." in dem so lang ersehnten Brief liest, beginnt ein Wandel, der sie ihre Torheit erkennen lässt.
All die Scham zuvor über ihre Tat, ließ sie nicht erkennen, sondern hat sie lediglich verletzt. Auch als ihr Schwiegervater in einem anderen Namen ihre Tat verurteilt hat, war es einzig der Schmerz der Beleidigung und der Schande.

Auch war der Film von Szenen bestimmt, die ich sehr ins Herz geschlossen habe. So baumelt die Lampe in dem völlig zerstörten Elternhaus der Veronika scheinbar vom Himmel in die Wohnung und die Wanduhr ist das einzige Objekt, dass diese Katastrophe überlebte.
Ebenso die Darstellungen im Birkenwald, die mich ein wenig an "Andrej Rubljow" und "Stalker" erinnerten waren von einer gewissen Ästhetik geprägt. Eine Ästhetik, die in anderer Form auch der Kameraführung von Sergei Urusevsky zu verdanken ist, wäre diese so ungezwungene Schilderung der Bildabläufe. Schnelle Wechsel zwischen einer unabhängigen Kamera zu einer mit dem Akteur stark verketteten bestimmen den Film.

"Wenn die Kraniche ziehen" ist ein wundervoller Film, der mir wieder einmal die Schönheit der slawischen Filmkultur vor Augen führt.

Verfasst: Mo 9. Okt 2006, 15:27
von Detlef P.
Hey, ich wusste gar nicht, dass es hier eine Kritik zu "Wenn die Kraniche ziehen" gibt.
Der Film ist absolut genial und ich schließe mich Voland in allen Punkten an. Er war so traurig wie schön zugleich.
Und in der letzten Szene ist zwar die Hoffnung verloren aber es ist alles vergeben...

Verfasst: Di 12. Dez 2006, 13:44
von Voland
Zu solchen Filmen gibt es hier meistens Kritiken - dafür versuche ich schon zu sorgen. Vor allem, nachdem mich Damien damit in Stich gelassen hat. Der scheint ja neuerdings nur noch über Spielberg zu schreiben. Dabei kann ihm doch eigentlich kein Film zu trocken, schwierig und anspruchsvoll sein :mrgreen:

Auch ein Film, den ich verloren habe. Ich könnte heulen!! :-(