Volands Heute gibt es keinen Feierabend

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Moderator: Damien3

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Voland
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Volands Heute gibt es keinen Feierabend

Beitrag von Voland »

Ein äußerst unscheinbarer Tarkowskij. Hier hat er diesen metaphorischen Stil noch nicht. Eher wirkt der Film wie eine Auftragsarbeit der Propaganda-Abteilung.

Man könnte behaupten, es sei Tarkowskijs Hochspannungsthriller in seinem Werk. Ganz im Gegenteil zu seinen restlichen Werken bezieht er hier aus der Musik die Kraft und nicht aus den Bildern. Er benutzt die Möglichkeiten des Regisseurs so, wie es jeder tut oder jeder getan hätte. Das bedeutet also nicht, dass der Film schlecht ist. Bloß merkt man dem Film die Stelle an, an der er in Tarkowskijs Filmographie steht.

Zu aller erst muss man akzeptieren, dass diesen Film ein noch suchender Tarkowskij gemacht hat. Dann kann man den Film in Ruhe genießen. Es erstaunt einen zu Beginn, so ungewohnte Szenen und Eindrücke von diesem Regisseur zu sehen.

Ich behaupte grob, dass hier die Kraft aus der Musik kommt, nicht aber aus der Ruhe und der Kamera, wie man es bei Tarkowskij sonst eigentlich gewöhnt sein sollte. Das stimmt auch, könnte aber ein falsches Bild auf den Film projizieren. Die Ruhe in den Bildern ist vorhanden, ohne Zweifel. Der Film ist alles andere als rasant. Auch erkennt man die Stellen, wo Tarkowskij experimentiert hat (er war ja nicht der alleinige Regisseur dieses Films). Vielleicht irre ich mich auch und es waren die einzigen Szenen von Tarkowskij. Vielleicht hatte er ja schon den Stil, durfte aber nur wenige Szenen verwirklichen.

Nun aber weiter zu meinen Ausführungen. Der Film beherbergt also Ruhephasen wie sie in den späteren Tarkowskij-Filmen Usus sind. Kombiniert mit dieser dominanten Musik (die an typische Propagandafilme erinnert) ergibt der Film eben diesen spannungsgeladenen Aufbau.

Ja, er wirkt wirklich ein wenig wie ein Propagandafilm. Noch dazu hat auch die russische Avantgarde ein wenig abgefärbt und man erkennt sozusagen die alte Schule der russischen Filmkunst.

Für einen Tarkowskij ist der Film richtig unterhaltsam. Das ist ungewohnt. Aber gefallen tut er mir dennoch.


Ich bin für geistige Zensur. Filme werden moralisch und politisch begutachtet, aber die Dummheit darf passieren.
[René Clair]
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