Murillos zweiter Transporter

[Murillo]

Transporter 2

Wenn ich nicht noch einige Kinogutscheine für die Kinos in Gütersloh hätte, die ich noch aufbrauchen muss, wäre es mir nie in den Sinn gekommen, mir diesen Film anzusehen.
Einen Trashfilm hatte ich eh erwartet, und solange man nichts bezahlen muss kann man sich einen solchen ja auch mal in groß geben. Kost ja nix.

Mit ausgesprochen niedriger Erwartungshaltung ging ich also in diesen Film hinein. Bereits die ersten 5 Minuten sind heißer Anwärter auf den Titel "Klischeebeladenste 5 Minuten der Filmgeschichte". Ein sensationelles Erlebnis:
Alles beginnt mit einem harmlosen Audi-Werbespot, der mich daran zweifeln ließ, ob dies wirklich schon der Film sei.
Eine graue Tiefgarage. Die Kamera umfährt den makellos sauberen kratzerfreien Wagen des Hauptdarstellers, zeigt den Insassen:
Eine Bruce Willis-Kopie in schwarzem Anzug mit weißem Hemd und schwarzer Krawatte, das geht ja schon gut los...
Kurz darauf geht der Autowerbespot in "The Fast and the Furious" über.
Eine spärlich bekleidete junge Dame klopft am Fenster und bittet den Protagonisten um Hilfe bei einer Reifenpanne, bevor dieser erwidert, dass er keine Zeit habe, was die Dame, die sich plötzlich als Teil einer buntbekleideten Verbrecherbande entpuppt dazu veranlasst ihn mit einer Waffe nachdrücklich aufzufordern, den Wagen zu verlassen.
Nachdem ein paar coole Sprüche ausgetuscht wurden, kommt es selbstverständlich zu einer eindrucksvoll choreographierten Auseinandersetzung, wobei der Protagonist sich selbstverständlich zuvor aus hygienischen Gründen zu entkleiden veranlasst fühlt.
Vollkommen überraschend gelingt es ihm, seine Gesprächspartner von seinem Standpunkt zu überzeugen.
Herrlich, diese Actionfilme werden immer innovativer.
Noch ein paar Worte zum Hauptdarsteller. Dieser ist in solchen Filmen natürlich immer entweder ein vorlauter Depp, der den ganzen Film über nur Scheiße baut, dumme Sprüche reißt und am Ende doch als der strahlende Sieger darsteht oder, wie in diesem Fall, ein wortkarger prämierter, idealistischer Kriegsveteran, der selten, aber wenn, dann noch dümmere Sprüche reißt,
als das eben beschriebene Modell.
Der Wagen des Hauptdarstellers: Ein Fels in der Brandung. Tausend Crashs, Explosionen Schüsse und "Flüge" überstanden, ist immernoch kein einziger Kratzer zu sehen.
Nun plätschert die Handlung mit dem Bruce willis-Verschnitt, dem tollen Wagen, den üblichen Alten, nem Kind und irgendwelchen Terroristen, die irgendeinen lustigen Virus unters Volk bringen wollen oder so (wie aufregend) so dahin, und der Kassierer würde sicherlich kooperieren, wenn man während des Films rausging und seinen Gutschein zurückverlangte. In diesem Fall würde man jedoch ein paar lustige Szenen verpassen. Z.B. eine Verfolgungjagd zu Fuß mit irgendeiner bekloppten Sambamucke, wo es nicht überrascht hätte, wenn noch Ronaldinho aufgekreuzt wäre, um mit den Leuten
Pepsidosenfußball zu spielen.
Und dann ist da natürlich noch der unbestreitbare Höhepunkt des Films: Der Hauptdarsteller fährt mal wieder mit seinem Wagen, an dem eine Autobombe angebracht ist durch die Gegend. Kurz bevor die Bombe hochzugehen droht, gelingt es ihm mit Hilfe einer Rampe abzuheben, den Wagen in der Luft zu drehen, sodass der Kran, der da gerade zufällig rumsteht, die Bombe in letzter Sekunde vom Wagen entfernt.

Fazit: Solche Filme zerstören den Ruf der französischen Filmindustrie. Aber wenn der Film in ein paar Jahren mal für einen Euro bei Media Markt auf dem Wühltisch zu finden ist, kann man den ruhig mal seinen Freunden zum Geburtstag schenken, muhahahaha.