
Bundesrepublik Jugoslawien 1996
Regie: Srdjan Dragojevic
Darsteller: Dragan Bjelogrlic, Nikola Kojo, Dragan Maksimovic, Nikola Pejakovic
Handlung: Belgrad, 1994: Der bosnische Serbe Milan (Dragan Bjelogrlic) und einige seiner Kameraden werden schwer verwundet in ein Militärkrankenhaus eingeliefert. Dort erinnert sich Milan in Erinnerungsfetzen an verschiedene Vorkommnisse der letzten Jahre. Zusammen mit seinem besten Freund Halil (Nikola Pejakovic), einem bosnischen Moslem, war Milan in einem bosnischen Dorf aufgewachsen. Die beiden Kinder trauten sich nicht, den lokalen verwaisten Eisenbahntunnel zu betreten, da sie glaubten, dass dieser von einem Monster bewohnt werde. Im Jahr 1992 kämpfen Milan und Halil schließlich für entgegengesetzte Seiten im Bosnien-Krieg. Beide sind an furchtbaren Kriegsverbrechen beteiligt, bis Milans serbische Einheit letztendlich von Halils bosnischer Einheit in demselben Eisenbahntunnel eingeschlossen wird, den beide bereits als Kinder gefürchtet hatten...
Nachdem ich vor kurzem bereits "Wer singt denn da?" gesehen hatte, bin ich auf den Geschmack gekommen und wollte mir unbedingt weitere Filme aus dem ehemaligen Jugoslawien ansehen. So bin ich nun bei "Dörfer in Flammen" angelangt.
Die englische Übersetzung des Titels ("Pretty Village, Pretty Flame") passt eigentlich besser, denn der Originaltitel beruht auf dem Sprichwort: "Schöne Dörfer sind auch schön, wenn sie brennen. Hässliche Dörfer bleiben hässlich, wenn sie brennen".
Dieser Film ist natürlich ziemlich kontrovers und wurde seinerzeit auch so behandelt. Die Dreharbeiten begannen bereits während des Krieges im bosnischen Kriegsgebiet. Die Filmfestivals von Venedig, Berlin und Cannes entschließen sich dazu, den Film nicht zu zeigen. Teilweise geriet er als serbischer Propagandafilm in die Kritik.
Nachdem ich diesen Film gesehen habe, kann ich diese Kritik jedoch kaum nachvollziehen. Dies ist ein absoluter Antikriegsfilm, der den Schrecken des Krieges, die Unmenschlichkeit und die unfassbaren Verbrechen auf allen Seiten schonungslos zur Schau stellt. Einige der Szenen sind wirklich grausam anzuschauen und brennen sich für immer in das Gedächtnis ein. Dabei wird keine der Kriegsparteien glorifiziert oder verharmlost, ganz im Gegenteil.
Den Höhepunkt dieses Films bildet sicherlich der langgezogene und dramatische Showdown im Eisenbahntunnel. Vor allem hier gibt es mehrere Szenen, die kameratechnisch sehr beeindruckend umgesetzt worden sind und welche alleine diesen Film bereits sehr sehenswert machen.
Dass der Film auf 4-5 verschiedenen Zeitachsen operiert und oft zwischen diesen hin und herspringt erfordert zwar eine gewisse Aufmerksamkeitsgabe und Konzentration des Zuschauers, funktioniert aber ansonsten ziemlich gut. Auch wenn das einige hier womöglich anders sehen würden.

Abgesehen davon hat der Film aber auch zahlreiche satirische und groteske Szenen zu bieten, die teilweise in merkwürdiger Musikvideo-Ästhetik mit krassen und hektischen Schnitten präsentiert werden. Dies hinterlässt einen komischen Beigeschmack und macht den Film in der Tat ein bisschen kaputt.
Als großes Meisterwerk, wie "Wer singt denn da?" würde ich ihn daher letztendlich nicht bezeichnen. Nichtsdestotrotz ist "Lepa sela lepo gore" ein wirklich beeindruckender, verstörender und besonderer Film, der auf jeden Fall einen sehr bleibenden Eindruck hinterlässt.