M - Eine Stadt sucht einen Mörder

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Murillo
die graue Eminenz
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M - Eine Stadt sucht einen Mörder

Beitrag von Murillo »

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D 1931, R: Fritz Lang
D: Peter Lorre, Gustaf Gründgens

"Der unbekannte Mörder, der Schrecken unserer Stadt, hat ein neues Opfer gefordert", verkündet das Plakat und bietet für die Ergreifung 10 000 Mark Belohnung. Berlin um 1930: Ein buchstäblich unfassbarer Kindermörder (Peter Lorre) beschäftigt nicht nur die Kripo, sondern auch Berlins Gangster. Auf der Suche nach dem Triebtäter behindert die Polizei nämlich "normale" Kriminelle bei der Arbeit. Der "Schränker" (Gustaf Gründgens), König der Unterwelt, mobilisiert alle Genossen, um das Phantom zu fangen... Arte zeigt den Klassiker in brillant restaurierter Bild- und Tonqualität, zudem um einige Szenen ergänzt. Fritz Langs erster Tonfilm hat in 70 Jahren nichts von seiner düster-beklemmenden Spannung eingebüßt. (www.cinema.de)
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Dieser deutsche Filmklassiker darf hier natürlich nicht fehlen. Ein Film der mit seiner spannenden Erzählweise Maßstabe gesetzt hat und wenn man so will, früher Vorreiter des Actiongenres.
Peter Lorres schauspielerische Leistung ist dabei sehr überzeugend und lässt einen glauben, dass er in Wirklichkeit selbst ein perverser Triebtäter war. :lol:
"Du hast aber einen Schönen Ball. Wie heißt du denn, mein Kind?"...


"Wenn etwas klappt, ist es meistens nur Glück. Deshalb sollte man nie zuviel Ahnung von einer Sache haben" (alte japanische Programmiererweisheit)

Neulich im Waschsalon:
"Nachdem mir bereits "Network" sehr gut gefallen hat, gewinne ich langsam wirklich Respekt vor Sidney Lumet."
"Du unnützer nichtsbringender mittzwanziger Fliegenschiss bekommst "langsam" Respekt vor Sidney Lumet?"
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Detlef P.
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Beitrag von Detlef P. »

Fand ich auch relativ gut, obwohl "Metropolis" von Lang selbstverständlich viel besser war.
Aber warum ist "M" ein Actionfilmvorreiter?


"Willst Du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten." (chin. Sprichwort)

"Die Seele ist das Schiff, Vernunft das Steuer und Wahrheit der Hafen." (türk. Weisheit)

"Der größte Feind des Wissens ist nicht Unwissenheit, sondern die Illusion, wissend zu sein." (Daniel J. Boorstin)

Wenn "2010" die Fortsetzung zu "2001" sein soll, dann ist "Sieben" das Prequel zu "8½". (Ich)

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Voland
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Beitrag von Voland »

Weshalb ist "Metropolis" besser als "M"? Ich halte "M" für einen der besten Filme Fritz Langs. "Metropolis" ist ein Klassiker, vor allem auf Grund seiner bahnbrechenden Effekte und der Tatsache, dass er die Ufa beinahe in den Ruin getrieben hat.

Aber genau genommen ist "Metropolis" doch recht oberflächlich. Klar, er ist schon klar strukturiert und beinhaltet auch einige "Nachrichten". Aber dennoch ist er ein Film, der vor allem auf optische Brillianz aus ist. Zu sehen ist dies an den Szenen, die beinahe choreographiert sind - wie zum Beispiel die Sache mit der Uhr bzw. der Maschine. Auch die sich bewegenden Menschenmassen. Da hatte es Queen natürlich auch einfach, die Ausschnitte zu ihrem "Radio Ga Ga" zu verwenden (übrigens eines meiner liebsten Musikvideos).

Aber ohje, ich spreche schon wieder von einem ganz anderen Film.

"M" ist ein bemerkenswerter Thriller, der schon früh bestimmte Wege bereitete was Spannung betrifft. Ich mag ihn gerne, vor allem wegen der Darstellung des Peter Lorre. Witzig ist auch Theo Lingen, der mich immer wieder an die Paukerfilme erinnert. Eine seltsame Rolle, so unpassend für ihn. Für uns ist er durch die Rolle des Direktors bekannt - unsere Großeltern kennen wohl noch einen ganz anderen Theo Lingen.

Die Devise ist eine Spannung, die im Hintergrund indirekt aufgebaut wird. Offene Darstellung sind ein Gräuel und werden daher auch von Lang vermieden. Viel mehr lässt er die Fantasie des Zusehers wirken, beispielsweise bei dem Mord an dem Kind. Der Ball, heftig.

Peter Lorres Schlußplädoyer wird wohl ewig in den Köpfen der Zuschauer haften bleiben. Es ist wie die Rede am Ende von "Der große Diktator". Das sind Szenen, die sich einbrennen wie eine politisch wichtige Rede. Die krächzende Stimme, diese Verzweiflung, diese Furcht vor sich selbst, die Lorre ausstrahlt ist gigantisch.

Ich mag auch die Szenen in seinem Haus. Dieses unscheinbar wirkende Fensterbrett in diesem hellen Raum, der hellen Wohnung, die doch richtig normal und glücklich wirkt. Es ist richtig friedlich dort. Doch wer mag ahnen, dass sich solch Böses in der Wohnung tummelt.

Sind es nicht die unscheinbaren Irren, vor denen man sich in Acht nehmen muss? Selbst die Gauner gelangen in Verruf und versuchen den Mörder zu finden. Denn er ist kein Verbrecher oder kein Dieb. Er ist wirklich gefährlich, weil er nicht handelt wie ein Mensch. Er kann gar nicht so handeln, weil er kein Mensch ist, wie alle anderen. Selbst die Verbrecher sind bei vollem Verstand und wissen was sie tun. Er nicht und das macht ihn so schrecklich.


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thejackass
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Beitrag von thejackass »

Ich hab mir heute mal wieder dieses Meisterwerk angeschaut und bin immer wieder überwältigt von Peter Lorre!

Seine großen Augen sind wohl das markanteste Merkmal. Besonders zum Schluss bei seinem Plädoyer, als er sie so weit aufreißt und einen einfach nur staunen lässt, wie gut man doch schauspielern kann.

Aber auch Gustaf Gründgens als Boss der Vebrecher war spitze. Genau wie der ganze Film. An was denkt man wohl jetzt immer, wenn man "In der Halle des Bergkönigs" hört? Genau, an diesen spannenden Krimi und Peter Lorre!

Von mir bekommt der Film 9/10 Punkten, schon alleine wegen dieser genialen Rede:

"Was weisst denn du? Was redest denn du? Wer bist du denn überhaupt? Wer seid ihr denn, alle miteinander? Verbrecher! Bildet euch womöglich noch was ein darauf, weil ihr Geldschränke knacken könnt, oder Fassaden klettern oder Karten zinken... Lauter Sachen, denk ich mir, die ihr gerade so gut lassen könntet, wenn ihr was ordentliches gelernt hättet. Oder wenn ihr arbeitet. Oder wenn ihr nicht so faule Schweine wärt! Aber ich... kann ich denn... kann ich denn anders? Hab' ich denn nicht dieses Verfluchte in mir? Das Feuer? Die Stimme? Die Qual?"


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