
A, 1997
Regie: Michael Haneke
Darsteller: Ulrich Mühe, Susanne Lothar, Arno Frisch, Frank Giering, Stefan Clapczynski, Doris Kunstmann, Christoph Bantzer
"Eigentlich sollte es für das Ehepaar Georg (Ulrich Mühe) und Anna (Susanne Lothar) sowie deren gemeinsamen Sohn Schorschi (Stefan Clapczynski) ein fröhlicher Familienurlaub werden. Die Idylle am See wird aber jäh unterbrochen, als die beiden jungen Männer Peter (Frank Giering) und Paul (Arno Frisch) plötzlich vor ihrer Türe stehen. Was mit einem “Wir wollen uns nur ein paar Eier leihen” anfängt, wird zu einem sadistischen Spiel, dessen Spielregeln Peter und Paul diktieren. Und für die beiden sind es lediglich Funny Games." (www.moviepilot.de)
Wir haben zwar schon mehrfach an anderer Stelle über diesen Film gesprochen, aber ihn noch nie richtig vorgestellt.
Daher hole ich das heute mal nach.
Vermutlich hat beinahe jeder, der das erste Mal von diesem Film hörte, gedacht, dass es ein typischer Home-Invasion-Thriller sein würde. Ähnlich, wie es auch in der Handlungsbeschreibung steht.
Dass der Film aber ein so unangenehmes Gefühl auslösen würde, damit hatten wohl die wenigsten gerechnet. Und das schafft er auch noch, ohne viel Blut oder Gewalt direkt zu zeigen.
Wie schafft er das also?
Nun, Haneke bricht hier an mehreren Stellen mit den Konventionen des "Genrekinos", worunter eigentlich auch der Home-Invasion-Film fallen würde, indem er beinahe nie die Gewalt selbst, sondern immer nur die Resultate dieser und somit die Hilflosigkeit der Protagonisten zeigt.
Aber da hört Haneke nicht auf. Weiterhin lässt er die Antagonisten - zwei überhöhte, seelenlos wirkende Sadisten, die einer perversen Gewaltfantasie entsprungen sein könnten - das Publikum immer wieder direkt ansprechen, wodurch diese gefühlt Teil des Geschehens werden.
Haneke selbst sagte auch einst in einem Interview, dass er die Gewalt in "Funny Games" als etwas nicht konsumierbares darstellen wollte.
Und das ist ihm, meiner Ansicht nach, auch gelungen. Es gibt hier keine "Rechtfertigung" für Gewalt, als Teil der Handlung oder als "Mittel" dafür, die Protagonisten über sich hinaus wachsen zu lassen und am Ende durch "gerechtfertigte" Gegengewalt dem Film zu einem guten Ausgang zu verhelfen.
All das existiert hier nicht!
Das kann man mögen oder nicht, aber es ist auf jeden Fall ein sehr interessantes, filmisches Experiment.
Der Film selbst wurde ja bei seiner Premiere in Cannes auch recht kontrovers aufgenommen, sodass einige Leute den Kinosaal schon nach wenigen Minuten verließen.
Einige Kritiker verglichen den Film dann auch, bezüglich seiner Provokationen, gar mit "Uhrwerk Orange", was ich gar nicht mal so weit hergeholt finde.
Am Ende bleibt klar, dass, dank Hanekes vorzüglicher und gradliniger Regie und der exzellenten Darstellerleistungen aller Beteiligten, ein extrem intensives Filmerlebnis entstanden ist, dass auch nach seiner Betrachtung noch sehr lange nachhallt.