
UK, 1962
Regie: David Lean
Darsteller: Peter O'Toole, Alec Guinness, Anthony Quinn, Jack Hawkins, Omar Sharif, Claude Rains, Anthony Quayle, Arthur Kennedy, José Ferrer
"Lawrence von Arabien beleuchtet die auf wahren Gegebenheiten beruhende Heldengeschichte eines außergewöhnlichen Mannes, T.E. Lawrence. Der britische Offizier Lawrence (Peter O’Toole) wird auf die arabische Halbinsel geschickt, um die dortigen politischen Entwicklungen unter Prinz Faisal (Alec Guinness) zu beobachten und den Aufstand der Araber gegen das Osmanische Reich zu unterstützen. Schon kurz nach seiner Ankunft wird dem Briten schonungslos vermittelt, dass es zwischen den verschiedenen Beduinenstämmen einige Konflikte gibt. Wer sich nicht an die Regeln hält, wird erschossen. Im Lager des Prinzen Faisal trifft Lawrence erneut auf Sherif Ali (Omar Sharif), der ihm bereits in der Wüste begegnete… Gemeinsam machen sie sich auf den Weg, die Wüste Nefud zu durchqueren, um so nach Akaba zu gelangen.
Sein leidenschaftlicher Einsatz für seine Ideale und sein unerschrockener Mut sichern dem britischen Soldaten schließlich seinen Platz in der Geschichte: als der legendäre Lawrence von Arabien." (www.moviepilot.de)
Normalerweise habe ich tatsächlich eine leichte Abneigung gegen Filme, die in der Wüste oder auch auf dem Wasser spielen.
Warum weiß ich gar nicht genau. Vermutlich, weil das Setting so eintönig und langweilig ist. Wenn ich das mal jemandem erzähle, kommt ganz oft - wie ein kaputtes Klatschäffchen - "Höhöhö, "Waterworld"." Naja, jeder holt sich seine Erheiterung woanders...

Aber zurück zum Thema! Auf Grund dessen müsste ich "Lawrence von Arabien" eigentlich verabscheuen, denn der spielt ja fast die ganze Zeit über nur in der Wüste und geht dazu auch noch - wie so üblich bei den späteren Epen eines David Lean - über drei Stunden.
Aber dieser Film ist eine absolute Ausnahme, den ich finde ihn absolut hervorragend.
Für mich ist dies ganz deutlich einer der besten Abenteuerfilme (obwohl diese Bezeichnung fast ein bisschen dispektierlich für so einen monumentalen Film klingt), einer der besten Wüstenfilme, eines der besten Epen, die es je gegeben hat.
Ich sah diesen Film sogar bereits zweimal und war beide Male absolut begeistert und bin völlig in ihn eingetaucht.
Was ich an diesem Film so mag ist, dass Du die ganze Zeit über ganz nah an den Figuren dran bist. Zu oft habe ich es erlebt, das bei so einem überlangen Kinofilm, der zudem auch noch so eine gewaltige Panoramaoptik hat, die Figuren schnell in den Hintergrund treten und zu sehr in den epischen Bildern geschwelgt wird.
Hier ist das nicht der Fall. Obwohl die Bilder groß und atemberaubend sind, ist man die ganze Zeit ganz dicht an den Figuren, ganz besonders an T.E. Lawrence, dran.
Dadurch ist die Geschichte auch so unglaublich packend. Weil man als Zuschauer das Gefühl hat, dass man mittendrin ist, anstatt nur von außen zuzusehen.
Die Darsteller schaffen es hier auch ganz vorzüglich, den Charakteren die Konturen, die Ecken, die Kanten und die Tiefe zu geben, damit die Geschichte so mitreißend erzählt werden kann.
Eigentlich irre, dass der Film bei den Oscars zwar sieben Mal abräumte, aber keiner der Darsteller eine Trophäe bekam.
Zwar hält hier Lean als Regisseur alle Zügel in der Hand, aber die Darsteller sind es, die jeden einzelnen Zügel ausmachen und wodurch der Film überhaupt erst zusammengehalten wird.
Umso interssanter, dass O'Toole vor diesem Film völlig unbekannt war und dies sein großer Durchbruch werden sollte.
Eigentlich waren zu Beginn Montgomery Clift, Marlon Brando und Albert Finney mal für die Rolle vorgesehen.
Daher war das wirklich ein mutiger Schritt, den Film mit einem unbekannten Gesicht zu besetzen. Ein Risiko, dass sich am Ende bezahlt machte.
Denn O'Toole stilisiert Lawrence nicht zu einer übergroßen Legende. Er zeigt ihn als Menschen zwischen Höhen und Tiefen, Träumen und Zweifeln, Erfolg und Versagen.
So bleibt am Ende das Epos unter den Epen, ein Werk der absoluten Superlative, welches jedoch niemals den Fokus aus den Augen verliert, wodurch ein Film entstand, der absolut zeitlos wirkt und auch über 50 Jahren nach seiner Premiere immer noch unglaublich mitreißend ist.